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Minimalistisch reisen mit wenig Gepäck

Anna erzählt in ihrem Gastbeitrag, wie sie minimalistische Reisen mit wenig Gepäck organisiert. Neben einer ausführlichen Packliste gibt sie Tipps und Tricks und Erfahrungen von ihren eigenen minimalistischen Reisen an euch weiter.

Vor kurzem wurde ich auf eine minimalistische Probe gestellt: Für drei Monate bin ich für ein Praktikum nach Südostasien gezogen. Mitgenommen habe ich einen 65 Liter Rucksack und eine Handgepäcktasche. Doch was ich da drin hatte, darum soll es jetzt gar nicht gehen (okay, eines verrate ich: immer noch eine Menge Sachen, die ich dann nicht ein einziges Mal gebraucht habe). Hier möchte ich berichten, wie ich auf diversen drei- oder viertägigen Ausflügen mit noch viel weniger ausgekommen bin. Dabei habe ich mit jedem Ausflug besser gelernt, was ich wirklich brauche – schließlich habe ich oft mein ganzes Gepäck mit mir herumgetragen und war manchmal auch an Handgepäckvorgaben gebunden. Reisen war für mich somit ein sehr einfacher Weg, herauszufinden, was man wirklich braucht. Am Ende ist für mich eine Auswahl an Gegenständen herausgekommen, die ich als genau richtig empfinde. Mehr brauche ich nicht, weniger möchte ich nicht. Schließlich sammelt man auf Reisen das wertvollste, was man besitzen kann, und das nimmt nicht mal Platz im Rucksack ein: Eindrücke und Erinnerungen.

Kleidung

  • 2 T-Shirts
  • 1 Top
  • 1 Kleid
  • 1 Cardigan
  • 1 weite, luftige Hose
  • 1 Shorts
  • 1 Strumpfhose
  • 1 Sarong
  • 1 Bikini (zum Schwimmen oder als weiteren BH und Unterhose)
  • Unterhosen
  • 1 BH
  • 2 Paar Socken
  • 1 Sonnenbrille
  • 1 Paar Turnschuhe
  • 1 Paar Flipflops

Hier sind auch die Dinge, die ich bei der Anreise trage, mit aufgezählt. Das geht so natürlich nur, weil es in den bereisten Ländern den ganzen Tag 27 Grad aufwärts sind. Im Flugzeug oder Überlandbus ziehe ich mehrere Sachen übereinander an, um mich gegen die fiesen Klimaanlagen zu wappnen. Ganz wichtig ist, dass sich die Sachen alle miteinander kombinieren lassen. Daher sind die T-Shirts und die kurze Hose schwarz und grau; Farbe bekomme ich durch die anderen Gegenstände in mein Erscheinungsbild. Nachts trage ich (je nachdem, wie die Klimaanlagensituation im Hostel ist) die Leggings und ein noch nicht müffeliges T-Shirt. Der Sarong ist ein unglaublich vielseitiges Ding; eigentlich ist es einfach nur ein großes Tuch. Daher kann man ihn als Schal, Kleid, Rock, Strandtuch oder Decke benutzen.

Elektronik und Reise-Gadgets

  • Smartphone
  • Kopfhörer
  • Power Bank, USB-Verbindungskabel, USB-Steckdosenadapter
  • Kamera mit 17-85mm Objektiv, Ersatzakku
  • Kindle
  • Tagebuch, Stift
  • Geldgürtel (Pass, Kreditkarte, Schlüssel, Geldvorrat, ein paar Notfall-Dollar)
  • Kleines Portmonee mit einem Tagesbudget in der lokalen Währung
  • Schlafmaske und Ohrenstöpsel
  • Kleines Zahlen-Vorhängeschloss
  • Regenschirm
  • Umhängetasche fürs Durch-die-Stadt-laufen

Die recht schwere Powerbank muss trotz des Gewichts für mich mit, weil ich nicht riskieren möchte, abends irgendwo in einer unbekannten (Groß-)Stadt zu stehen und mich ohne die Karten auf meinem Handy komplett zu verlaufen. Und obwohl die Kamera schon locker ein Kilo wiegt, gehe ich ohne sie nirgendwo hin (Das ist aber wohl mein persönlicher Spleen ;) ). Das Schloss ist in Hostels oft praktisch um den Spind abzuschließen und die Ohrstöpsel und Schlafmaske sind im Schlafsaal unverzichtbar. Eine Wasserflasche kaufe ich vor Ort und fülle sie dann immer wieder auf.

Hygiene und Reiseapotheke

  • Ich bin kein Fan von überquellenden Reiseapotheken, aber so eine Erkältung (Stichwort Klimaanlagen) oder Magendarm-Probleme sind in den Tropen recht wahrscheinlich. Daher nehme ich dagegen ein paar Sachen mit; aber nur so viel, dass es bis zur nächsten Apotheke reicht. Und ein paar Desinfektionstücher und Pflaster.
  • Repellent und Fenistil
  • Sonnencreme
  • Shampoo (verwende ich auch als Duschgel und zur Not zur Handwäsche)
  • Zahnpasta, Zahnbürste
  • Deo
  • Einmal-Rasierer
  • Kamm, Haarspangen
  • Reise-Handtuch
  • (jenachdem: Tampons)

Shampoo, Zahnpasta etc. nehme ich in Mini-Verpackungen mit; reicht locker, wiegt weniger und größere dürfen eh nicht ins Handgepäck. Zwecks Plastik-Reduktion kaufe ich die natürlich nicht immer neu, sondern fülle sie aus größeren Packungen nach. In nächster Zeit möchte ich alternativ auch mal Seifen ausprobieren, allerdings muss ich mir noch überlegen, wie ich die im Hostel nach dem Duschen trocknen kann.

Das ganze passt zusammen wunderbar in meinen 26 Liter Rucksack und es ist sogar noch ein wenig Platz für Souvenirs. Das Gewicht liegt bei knapp 6 Kilo.

Was ich durch dieses Reisen über Besitz gelernt habe

Wenn man nicht so viele Dinge hat, muss man eben kreativ sein. Wenn es kalt ist, trägt man Dinge übereinander; statt sich zu schminken wird einfach mehr gelächelt. Wenn man doch mal etwas Spezielles braucht kann man entweder mit den vorhandenen Dingen improvisieren, oder man leiht sich etwas. Unterhaltung für Busfahren und Abende ist mit Smartphone und Kindle locker gesichert; ansonsten unternimmt man etwas mit anderen Menschen (das macht eh viel mehr Spaß).

Mit diesem Gepäck könnte ich problemlos auch noch eine Weile länger leben; ich würde nur entsprechend mehr Unterwäsche, eine Hose und ein paar mehr Shirts mitnehmen. Alles andere reicht. Würde das denn nicht auch zu Hause reichen? Ganz ehrlich: wenn ich mit dem Inhalt dieses Rucksacks nichts fehlt, müsste es doch eigentlich auch möglich sein, mit der doppelten (oder meinetwegen dreifachen) Menge für immer auszukommen, oder? Abgesehen von Küchenutensilien und ein paar wichtigen Dokumenten. Besonders meine enorm minimalistische Kulturtasche ist inspirierend; dort fehlt es mir nicht wie bei der Kleidung nach einigen Tagen an Abwechslung. Warum habe ich zu Hause im Bad dann doch noch doppelt so viel stehen? Ich glaube, soweit ist mein Minimalismus dann doch noch nicht – und ich bin mir nicht sicher, ob er es je sein wird. Aber ich arbeite dran.

Meine Empfehlung an euch: Versucht doch mal, bei der nächsten Reise nicht den Koffer wieder so voll zu stopfen, dass ihr euch draufsetzen müsst, um ihn schließen zu können. Nehmt nicht doppelt so viele Shirts mit, wie ihr Tage weg seid weil ihr glaubt, jeden Tag Auswahl zu brauchen. Verlasst euch auf schlichte Kleidung. So spart man nicht nur Gewicht, sondern auch Zeit und Nerven, weil man nicht auch noch andauernd entscheiden muss, was man tragen will.

Und auch beim zu Hause ausmisten, kann es helfen, diese Frage zu stellen: Würde ich dieses Kleidungsstück (oder diese spezielle Gesichtscreme, Schuhe, Schminke, …) jetzt mit auf Reisen nehmen, oder habe ich schon etwas anderes, was den Zweck genauso erfüllt?

Ich wünsche euch allen fröhliches Minimalisieren und wundervolle Reisen.

1 Kommentar

  1. Was mir beim Packen fürs Reisen hilft, dass ich fest einplane einmal zu waschen oder waschen zu lassen. Dann kann man das ein oder andere Kleidungsstück wirklich zu Hause lassen. Und ist man nicht gerade in völlig unzivilisierter Gegend unterwegs kann man notfalls auch mal was kaufen.
    Ich würde noch den Regenschirm in eine Regenjacke ändern wegen dem Gewicht und eine Regenjacke ersetzt auch mal eine andere Jacke…
    Ich selbst mache auf Urlauben fast keine Fotos…. somit würde ich auf eine Kamera verzichten…. aber freue mich immer über tolle Fotos, die andere Mitreisende gemacht haben, also wenn du hier eine Leidenschaft hast solltes du nicht auf die Kamera verzichten…
    Ich habe festgestellt, wenn man Zeit hat beim Packen kann man besser überlegen, was man mitnimmt und packt weniger ein ( Liste ist hier auch gut und das Abstreichen aus der Liste), wenn man allerdings nach dem Packen noch zwei drei Tage Zeit hat, wander komischerweise unnötige Dinge noch mit ins Gepäck :-)

    Denke deinen Beitrag kann man gut als Packhilfe verwenden…

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