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Bullet Journaling – Hype oder Hilfreich?

Man nehme: einen Stift, ein Notizbuch und schreibe etwas hinein. Zack, fertig: Bullet Journaling! Oder steckt hinter dem Hype der handschriftlichen To Do-Listen-Organisation etwa noch mehr? Dori schreibt über ihre Erfahrungen mit ihrem Bullet Journal und ob es nicht vielleicht einen ästhetischen, minimalistischen Nerv trifft, sein Leben wieder auf richtiges Papier zu bringen.

Was ist Bullet Journaling?

Das Bullet Journal… ein Begriff, der den wenigsten etwas sagt, wenn man nicht 24/7 im Internet unterwegs ist und sich anschaut, was gerade angesagt ist. Bullet Journaling ist eigentlich „Notizbuch führen“, jedoch vereint es auf angenehme Weise die unstrukturierte und sprunghafte Art unseres Geistes mit einem System aus Stift und Papier, welches uns glauben lässt, wir seien organisiert, würden schöne Diagramme malen können und hätten unser Leben im Griff.

Hier gibt es eine Einführung, was genau Bullet Journaling ist. Der größte Unterschied zum üblichen Schreiben in einem Notizbuch ist wohl, dass man eine Struktur hat, die man ganz einfach verwalten kann. Jede Seite im Notizbuch erhält eine Seitenzahl (oder man kauft sich ein Büchlein mit vorgedruckten Seitenzahlen), dann gibt es ein Inhaltsverzeichnis bzw. Index, welchen man immer dann befüllt, wenn man eine neue Seite im Notizbuch beschreibt. Man hat also einen „lebendigen“ Index – der Charme des Bullet Journals ist nämlich, dass es sich an den Benutzer anpasst. Üblicherweise wird im Bullet Journal nichts „vorgetragen“ und Seiten werden nicht „vorbestimmt“ – zumindest im ursprünglichen Konzept des Bullet Journals (dazu später mehr).

Wie kam ich zum Bullet Journaling?

Bullet Journaling ist minimalistisch, schlicht und faszinierend. Warum Faszination? Dafür muss ich ein bisschen weiter ausholen:
Früher hatte ich immer eine ganz spezielle Art von Terminkalender – aus Papier. Ich wollte jedes Jahr das selbe Format und kam damit super zurecht. Zugegeben, ich war noch Schülerin bzw. startete gerade ins Studium. Ich sag’s mal so: allzu viele Termine hatte ich da noch nicht. Doch früh übt sich, wer ein Meister werden will. Bald schon ging es los mit den Smartphones. Da ich parallel gerade begann, meinen Google Kalender online zu nutzen, war ich von der Idee begeistert, meine Termine sowohl am PC als auch auf meinem Smartphone immer griffbereit und synchronisiert zu haben. Ich stieg sofort auf das digitale System um und habe mir nie wieder einen Terminkalender aus Papier gekauft.
Apps, mit denen man To Do-Listen schreiben und verwalten konnte, waren der nächste große Schrei und begeisterten mich sofort. Ich verwaltete nun auch all meine Erledigungen und To Dos digital. Mit dem Leben eines Studenten kommen nun auch mehr Termine, dazu die eigene Wohnung, Umzüge, Praktika und der ganz alltägliche Wahnsinn.

Wer schon einmal mit digitalen To Do-Listen gearbeitet hat, der weiß, dass sie zwar super sind, um keine Sachen zu vergessen („Toilettenpapier kaufen!“, „Geschenk für Bernd kaufen!“, „Sich bei Bernd für vergessenes Geschenk entschuldigen!“), aber für die „wirklichw ichtigen“ To Dos im Leben oder die Planung von Projekten sind diese digitalen Helfer nicht geeignet. Zumindest ist das mein persönliches Fazit. Ich habe – mittlerweile neben der Arbeit – viele persönliche Projekte, die ich machen will. Ich möchte ein Buch schreiben, auf meine Finanzen achten, hier auf dem Blog schreiben, mich weiterbilden, meditieren und zusätzlich auch noch richtig schöne Stunden mit meinem Freund verbringen. Einiges davon sind Gewohnheiten, anderes sind Projekte. Ein Buch zu schreiben ist weniger das Schreiben, sondern das managen von vielen kleinen Aufgaben wie dem Kauf einer ISBN-Nummer, das Editieren der Rohfassung, das Suchen von Rezensenten usw.
Klar, man kann das auch alles digital verwalten und ihr fragt euch jetzt vielleicht, warum ich das nicht mache. Ganz einfach: es ist sooo einfach, eine Aufgabe in einem digitalen Planer auf den nächsten Tag zu verschieben. Oh ja, soooo einfach. Und auch auf den nächsten, übernächsten, die nächste Woche… Auch löschen ist einfach!

Im Bullet Journal geht das nicht so einfach und sieht außerdem auch noch blöd aus, wenn ich eine Aufgabe durchstreiche oder verschiebe. Wie auch immer, hier setzt die Faszination ein: Ich erledige mehr Aufgaben, wenn ich sie auf Papier geschrieben habe! Ebenso bin ich energischer dabei, meine privaten Ziele zu erreichen und meine Projekte voranzutreiben. Ich bin echt schwer begeistert vom Bullet Journaling und mag die Möglichkeiten von „sehr minimalistisch“ bis „extremst verziert und bitte noch etwas mehr Masking Tape“. Ich kann mich austoben und meinen inneren Autisten befriedigen, weil alles ordentlich aussieht und abgekreuzt ist :)

Erst durch die Verwendung eines simplen Bullet Journals auf der Arbeit bin ich mit dem System warm geworden. Es lohnt sich, viele verschiedene Gebiete und Themen mit einem BuJo zu sammeln und zu sortieren. Dabei muss man keinen Platz lassen, „falls noch was kommt“, sondern schreibt einfach drauf los. Man kann das BuJo schick verzieren und lustige Sachen malen, oder man lässt es ganz schlicht und minimalistisch – oder man macht es einfach je nach Laune :)

Die Basics

  • Index: Das Inhaltsverzeichnis deines Bullet Journals ist stets der richtige Hingucker, wenn du ein bestimmtes Thema oder eine bestimmte Monatsübersicht suchst. Du indizierst eigentlich alles, was du in dein Bujo bringst. Ich persönlich verzichte allerdings darauf, Tagesübersichten zu indizieren.
  • Key: Während du dein Bullet Journal pflegst, wirst du auf bestimmte Symbole zurückgreifen wollen, um dich möglichst kurz zu fassen und dein Bullet Journal einheitlich zu verfassen. Alle Symbole, die du verwendest (z. B. einen kleinen Kreis für einen Termin oder ein Sternchen für eine besonders wichtige Aufgabe) kannst du als „Key“ hinterlegen, sozusagen als Schlüssel für dich selbst.
  • Future Log: Der „Future Log“ ist eine Übersicht der nächsten sechs Monate. Hier kann man sehr schön Termine und Daten für die nächste Zeit eintragen, ohne allzu sehr ins Detail gehen zu müssen.
  • Monatsübersicht: Hier beginnt sie, die Gestaltungsfreiheit. Im ganz simplen Bullet Journal Original schreibt man auf einer Doppelseite links die Tage des Monats und rechts hat man eine Übersicht der Erledigungen, die man im Monat vor sich hat. Ganz schnörkellos und minimalistisch. Googelt einfach mal nach „bullet journal monthly view“ und lasst euch inspirieren, falls ihr mehr Action wollt. Ich zeige euch auch, wie meine Monatsübersichten so aussehen…
  • Tagesübersicht/Wochenübersicht: Hier ist es ganz individuell, wie ihr euer Bullet Journal einrichtet – für die einen macht es mehr Sinn, eine wöchentliche Übersicht zu pflegen, für andere ist es ansprechend, jeden Tag einzeln mit Aufgaben, Terminen und kleinen Mini-Trackern zu versehen. Ich mache meist einen Mix aus beidem, auf der Arbeit tendiere ich zu einer langen To Do-Liste, die sich über mehrere Tage erstreckt. Zuhause mache ich mir meist eine Liste für das anstehende Wochenende, wenn ich Energie für viele zeitintensive Aufgaben zuhause habe.
  • Kollektionen: Die schönste Sache am Bullet Journal ist, dass man viel, viel Platz hat, um seine Gedanken zu Papier zu bringen – aber durch das Inhaltsverzeichnis (Index) vergisst man nie, wo man es notiert hat. Vergesst all die losen Zettel, Notizblätter, Post-Its – all das könnt ihr jetzt in das Bullet Journal schreiben. Ich habe meins zum Beispiel dafür genutzt, Ideen für mein Buch zu sammeln oder mein Achtsamkeitstagebuch zu führen, als ich einen Achtsamkeitskurs gemacht habe. Auf Arbeit sammle ich Infos zu Projekten und kann dann anhand des Indexes nachvollziehen, auf welchen Seiten dazu etwas steht. Herrlich einfach und beruhigend für Chaosköpfe wie mich :) Tracker sind eine schöne Sache, wenn man bestimmte Gewohnheiten kultivieren möchte. So kann man jeden Tag gewisse Dinge im Fokus behalten und eine schön ausgefüllte Seite mit Kreuzchen ist sehr angenehm für die innere Ruhe :)

Was man fürs Bullet Journaling braucht

  • Notizbuch (ich empfehle eins mit Punktraster oder kariert, aber eigentlich kannst du jedes nehmen, das dir gefällt)
  • Stift (nimm einen Stift, mit dem du wirklich gern schreibst – ich hatte erst einen Stabilo Fineliner in schwarz, nun schreibe ich mit einem Lamy Füllfederhalter mit schwarzer Tinte und liebe das Schriftbild, das sich daraus ergibt)
  • ggf. Lineal für gerade, längere Linien
  • ggf. Masking Tape, Büroklammern, Nippes – aber auf einem Minimalistenblog empfehle ich das natürlich nicht ;)

Surftipps

P.S.: Wenn ihr euch anfangs von den ganzen hübsch gestalteten Bullet Journals im Internet erschlagen fühlt, macht euch keine Sorgen. Anfangs habe ich auch ganz viele Designs konsumiert, selbst ausprobiert und bin dann mit der Zeit immer wieder zu den gleichen Designs zurückgekehrt, die mir persönlich am sinnvollsten erscheinen und mich trotzdem ansprechen. Der Durst nach Inspiration ist etwas abgeebbt.

Eindrücke von meinem Bullet Journal

Ich nutze mein Bullet Journal auf der Arbeit seit September 2016, hier nutze ich einen einfachen karierten Collegeblock in A5 (weil es den in unseren Arbeitsutensilien gratis gibt ^^). Das karierte Papier stört mich nicht, da es mir hier weniger um hübsche Gestaltungen, Blümchen oder besonders adrette Übersichten geht, sondern ich möchte den Überblick über meine Projekte haben, zielstrebig und produktiv meine Aufgaben lösen und in Besprechungen schnell alles notieren, was wichtig ist und meine Notizen zu einem späteren Zeitpunkt problemlos wiederfinden. All das habe ich mit dem Bullet Journal und ich empfinde mich als produktiver als vorher, da ich wie schon gesagt genau sehen kann, was noch nicht erledigt ist… und dann will ich überall abgekreuzte Aufgaben sehen und sie nicht in die nächsten Wochenenansicht übertragen müssen ;)

Für zuhause habe ich mir ein MUJI Notizbuch mit gepunkteten Seiten geholt („dotted“ wird allerdings auch im deutschsprachigen Raum verwendet, falls ihr danach im Internet sucht). Es ist relativ günstig, hat eine tolle Papierstruktur und ich muss mich an dieser Stelle einfach mal für MUJI aussprechen, da ich deren Produkte sehr gern mag :) In meinem „privaten“ Bullet Journal tobe ich mich aus und probiere neue Designs oder erstelle Seiten, auf denen ich Ersparnisse oder Nähprojekte tracke. Wie schon erwähnt ist es auch ein Sammelsurium für meine Ideen für Bücher (ja, Mehrzahl!) oder fungierte auch für einen gewissen Zeitraum als Tagebuch. Ich liebe es auch, Zitate aufzuschreiben, die mich inspirieren.

Ich hoffe, euch hat der kleine Exkurs ins Bullet Journaling gefallen :) Benutzt ihr auch eins? Würdet ihr es ausprobieren? Oder was nutzt ihr, um eure Gedanken festzuhalten?

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Veröffentlicht von

Mein Name ist Dori und ich bin mitten in meinen goldenen Zwanzigern ;) Meine Zeit vertreibe ich mir – nach 5 Jahren Studium in Dresden und Merseburg – mit arbeiten und leben in Frankfurt am Main. Ich schreibe und lese sehr, sehr gern und bin seit etwa 3 Jahren dabei, einen minimalistischen Lebensstil zu kultivieren. Was das ganz genau heißt, möchte ich euch in meinen Posts hier auf www.minimalistenfreun.de gern näher erläutern. Ich beschäftige mich sehr gern mit Design und Sprache, lese gern Blogs zum Thema Architektur und Innendesign/Interieur, außerdem koche ich leidenschaftlich gern – backen ist auch okay ;) Ich liebe es, zu improvisieren und leckere Sachen zu kochen. Am liebsten habe ich dann auch Besuch und bin gern die Gastgeberin einer kunterbunten Runde von lieben Menschen. Eins meiner viel zu wenig ausgeübten Hobbies ist das Nähen – denn Kleidung und Mode ist für mich ein sehr wichtiges Thema, um sich selbst auszudrücken. Ich setze mich gern damit auseinander, meinen Stil zu definieren und ihn mit Kleidung zu verstärken. Dabei möchte ich Wert darauf legen, dass die Sachen, die ich trage, fair produziert wurden und eine hervorragende Qualität haben. In meinen Blog-Posts wird es unter anderem auch um meine Challenge für 2014 gehen, nur Kleidung, Schuhe und Accessoires aus Second Hand und/oder fairer Produktion zu kaufen! :)

3 Kommentare

  1. Das sieht so hübsch aus!
    Ich habe ja eine Mischung aus Kalender und Bullet Journal, aber in nicht so schön.
    Mein Kalender hat jeden Monat eine kleine Monatsübersicht, eine freie Seite für verschiedenste Notizen und Ideen, einen Tracker für gute Gewohnheiten und dann ganz normale Doppelseiten für die Woche, wovon eine Seite frei ist und für TO-DO-Listen benutzt wird.
    Für mich das beste aus beiden Welten :)
    Liebe Grüße, Raw

    Antworten

    • Hallo Raw,
      oh dankeschön, das ist aber lieb von dir! :) Ja, ich finde das Bullet Journaling am besten, wenn man es genau so für sich einrichtet, wie man es braucht. Ob es hübsch oder nicht hübsch ist, ist ja egal – mit der Funktion kommt auch die Freude daran und dann ist es hübsch, egal wie es aussieht :)
      Liebe Grüße, Dori

      Antworten

  2. Toller Beitrag :) ich finde Bullet Journaling einfach großartig. Wir haben es uns auf unserem Blog zum Ziel gemacht, das System auch in Deutschland bekannter zu machen. Ich höre das total oft, dass Leute gerne ein Bullet Journal starten würden, sie aber Angst haben, es zu versauen, weil sie nicht schön schreiben können/nicht kreativ sind usw.

    Neben der Flexibilität die das System so mit sich bringt liebe ich es aber auch, mich abends vor dem schlafen gehen hinzusetzen und mir meine „Journal Zeit“ zu nehmen :) da kann ich mich total entspannen und runterkommen.

    Liebe Grüße
    Lea

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