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Umzug, die 1000ste. minimalism edition

Dori und Kati haben ein Hobby. Sie ziehen gern in regelmäßigen Abständen um – einfach, weil Umziehen Spaß macht, ein Event für die ganze Familie und Freunde ist und dabei auch gar nicht viel kostet. Gäbe es fürs Umziehen Rabatt-Stempelkärtchen, bekäme Dori bald den 10ten Umzug geschenkt und Kati 50% Rabatt auf den 5ten.

Kati

„Wie, schon wieder? Du bist doch erst gerade umgezogen?“ – Ja, das stimmt schon, aber nachdem ich mich nach kurzer Zeit von zwei Zimmern wieder auf eines begrenzt hatte und eine Mitbewohnerin hatte, hat sich diese kurzerhand neulich aus Gründen selbst minimalisiert und da ich mich ohnehin den Großteil der Zeit in der um Welten zentraler gelegenen Wohnung des Freundes aufhielt (und ein immens schlechtes Gewissen wegen der Miez daheim hatte), haben wir nun beschlossen, zusammenzuziehen. In seine Wohnung. Er wohnt: im Keller. Parterre schimpft sich das. Tageslicht: 5%. Vorteile allerdings: Laufweite zu Hochschule und Nebenjob, Miete: top, Erhitzungsgrad im Sommer: nunja, Keller ;).
Dennoch eine neue Herausforderung: aus zwei Haushalten müssen wir einen machen, und das bei durchaus begrenztem Platz – um die 50 qm. Auch das soll nur übergangsweise sein, denn sobald ich mein Studium abgeschlossen habe und dann tonnenweise Geld verdiene, will ich die Kellergruft hinter mir lassen und mir dann endlich, endlich den Traum der hellen, skandinavisch-minimalistischen Butze erfüllen. Das wiederum heißt, dass ich nun nicht alle meine Besitztümer weggebe, sondern teilweise gerne einlagern (ohja! Ich TUE es! Das konträrste, was ein Minimalist je tat!!) möchte. Leichter gesagt als getan, denn die günstigen Lagermöglichkeiten vor Ort scheinen ausgebucht zu sein und als einzige Option liegt mir derzeit ein Angebot von 136€/Monat für schlappe 6qm vor. Hahaha. Da kann ich dann aber auch gleich drin wohnen.

Nun, um diesem Beitrag noch etwas Mehrwert für den geneigten Leser zu verleihen, ein paar Erkenntnisse fürs Umziehen:

    • je öfter man umzieht, desto weniger hat man.
      „Wieso hab ich das beim letzten Mal noch mitgenommen?“ –
      „Brauche ich das noch? Seit dem Umzug vor eineinhalb Jahren habe ich es tatächlich nie benutzt…“ –
      diese Fragen drängen sich natürlich auf, und auch, wenn umziehen stressig ist, lässt man doch immer mehr Ballast los.
    • je öfter man umzieht, desto schmerzloser und routinierter wird das Loslassen.
      Man weiß, wo man was entsorgen kann und das Ganze geht recht schnell vonstatten. Ausrangiertes Geschirr ins Sozialkaufhaus, unnötige Möbel zu Ebay Kleinanzeigen oder in lokale Flohmarktgruppen – oft geht es schnell und problemlos, doch manchmal gerät man auch an skurrile Mitmenschen, die einem dann sonntagnachts kryptische Zeichenfolgen und einen Daumen schicken (und die doofe Couch doch nicht kaufen.).
      Heute durfte ich mich zudem, nachdem ich etwas zu verschenken in eine Facebook-Gruppe einstellte, inklusive Abholort, noch anmotzen lassen, dass ich es Dame Nummer 1 nicht überlassen habe, die wollte, das ich den unhandlichen Artikel auch noch durch die halbe Stadt kutschiere. Ich verschenk was im Wert von 50 € und anstatt das man es abholt und sich im nettesten Falle noch mit einer Tafel Schokolade revanchiert, erwartet man auch noch einen Bringservice?Lesen können die Leute abgesehen davon auch nicht.“Muss selbst abgebaut werden.“ – Ist das Teil schon abgebaut?“ Festpreis. FESTPREIS. Und nochmal: FESTPREIS“ – 25 € (10 weniger als ich wollte), ich holen heute Abend. – ähm, herzlichen Dank, dass du erstmal fragst, ob ich heute Abend Zeit habe.Gern habe ich auch Leute, die sich erstmal alles anschauen kommen wollen. Oder Leute, die mir im Befehlston diktieren, dass sie heute um 14.30 vorbeikommen (da bin ich arbeiten, aber das macht ja nichts!) und gefälligst sofort meine Adresse haben wollen. Ich mein, ein „Hallo“ oder sonstiges erwarte ich ja nicht mal mehr, aber ich versteh das einfach nicht so ganz. Gerade beim Kaufen und wenn man Handeln möchte ist die Devise doch „wie man in den Wald hineinruft…“ – aber offensichtlich sind normale Umgangsformen auf Ebay Kleinanzeigen recht verpönt. Huch, das war jetzt gar kein positives Fazit mit Mehrwert für euch, außer: bringt den Krempel ins Sozialkaufhaus (oder lasst es von denen abholen, geht sogar auch!). Ich spar mir den Stress in Zukunft auch.
  • endlich, ENDLICH hat die Katze genug Kartons.
    Ansonsten sind die ja immer zu klein, gleich kaputt, einfach nicht ausreichend. Die Miez hat auch schon drei Umzüge hinter sich und auch wenn man öfter hört, für Haustiere wäre das schwer, gefällt ihr das neue Domizil merklich besser als das alte :)
  • je öfter man umzieht, desto öfter bestätigt sich: Vermieter = irgendwie mieser Mensch, der versucht, einem noch das letzte aus den Rippen zu leiern. So soll ich zB nach nichtmal zwei Jahren Wohnzeit den doppelten Wert meiner Kaution für eine Renovierung investieren – und glaubt mir, ich hause nun wirklich nicht wie ein Hottentotte, als dass das irgendwie gerechtfertigt wäre. Pro-Tipp: die eigenen Rechte genau kennen. Mietvertrag wälzen und falls alles friedliche Beharren auf die eigenen Rechte nicht hilft, den Mieterschutzbund konsultieren. Je nach Stadt kostet der um die 60 € pro Jahr, wird auch „rückwirkend“ aktiv und hilft kompetent.

Abschließend kann ich sagen: umziehen nervt. Dem Minimalisieren als Prozess ist es ziemlich zuträglich (allerdings muss man zugeben, dass man auch für jede Wohnung wieder Neuanschaffung X und Y tätigt, da ja jede Wohnung unterschiedliche Anforderungen stellt), aber den Nerven nicht gerade. Drückt mir die Daumen, dass der für den Spätsommer geplante Umzug dann erstmal der letzte sein wird! ;)

Dori

Mittlerweile ereilt mich die rhetorische Frage „Wie, du ziehst SCHON WIEDER um?!“ gar nicht mehr, sondern die stumm Fragenden schauen mich nur noch mit leeren Augen an. Zu oft schon war meine Antwort: „Ja, muss halt, wa?“ Gründe zum Umziehen gibt es viele: neuer Studienort, neue Arbeit, Trennung vom alten Freund, zusammenziehen mit neuem Freund, blöder Vermieter, Ruf der großen Stadt, Flüstern der kleinen Stadt… Ja, und nun habe ich den siebten Umzug hinter mir und bin (mal wieder) froh, den Schritt gegangen zu sein, denn die neue Wohnung ist ein Träumchen :)

Meine Erfahrungen für geschmeidiges Umziehen (idealerweise natürlich nur einer):

  • Gut organisiert ist halb umgezogen: Wenn ich ein Lob nicht oft genug hören kann, dann die schönen Lobpreisungen, dass ich meinen Umzug ja wirklich super vorbereitet hätte. Sprinter da, Umzugshelfer da, Möbel demontiert, Zeitplan aufgestellt, Essen für die Helfer, Parkplätze gesichert, Pizza vorbestellt – dann muss wirklich nur noch ein- und ausgeladen werden. Es spart Zeit und Nerven am Umzugstag, wenn man sich so früh wie möglich vorher Zeit nimmt. Umzugshelfer, die fürs be- und entladen bestellt werden, haben keine Lust, Kisten zu packen – auch wenn sie deine besten Freunde sind. Kisten packen nimmt viel Zeit in Anspruch und wenn in der Eile zerbrechliche Sachen liderlich gepackt werden und beim Transport kaputt gehen, ist das Gejammer groß. Umzugwagen sind außerdem besonders an Wochenenden beliebt – hier lohnt es sich auch, früh einen Wagen zu reservieren, um später Nerven zu sparen.
  • Manchmal muss man „maximieren“: Ja, auch das gehört zum Minimalismus dazu – der BEDACHTE Konsum, das Maximieren, der Neukauf. Mein Freund und ich haben unsere Wohnfläche von 50 qm auf 83 qm vergrößert – und haben uns nach dem Umzug einige Neuanschaffungen besorgt. Nicht immer waren sie wirklich „neu“, denn wir haben zu allererst IMMER Kleinanzeigen durchforstet, bevor wir Baumärkte oder das schwedische Möbelhaus besucht haben. Mit Erfolg: Viele neue Möbel und sogar unser Fernseher konnten wir gebraucht ergattern. Vor jeder Anschaffung haben wir uns außerdem gründlich überlegt, ob wir auch ohne auskommen. Oft ging das.
  • Wenn etwas mit der neuen Wohnung ist, klärt es gleich: Der Vormieter hat nicht nach Mietvertrag gehandelt (z. B. Wände nicht gestrichen) oder im Übergabeprotokoll wurden Handwerkerarbeiten festgelegt, um die sich jetzt keiner kümmert? Kümmert euch gleich am Anfang eurer Mietzeit um solche Handwerkertätigkeiten, sprecht so oft mit dem Vermieter wie nötig, um alles zu klären und scheut euch nicht, Fragen zu stellen. Wenn erstmal alles läuft, hört euer Vermieter im Idealfall erst zum Ende eurer Mietdauer wieder von euch. Oft ist es anfangs nervig, ständig zu telefonieren oder E-Mails zu schreiben, doch wenn erstmal alle Aufgaben ausgeführt und alle Klarheiten beseitigt sind, lässt es sich viel entspannter wohnen.

Mein Fazit: Eine gute Planung ist der halbe Umzug und alles, was von so früh wie möglich erledigen kann, sollte man auch so früh wie möglich erledigen. Denn dann kann man sich nach dem Umzugstag auf das Einrichten, Hübschmachen und das Ankommen im neuen Reich konzentrieren :)

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  1. Hey ihr beiden,

    ich habe aufgehört, zu zählen, wie oft ich umziehe. Eure Erfahrungen kann ich richtig gut nachvollziehen. Ich versuche zur Zeit, meine Möbel los zu werden. Ja, manche Leute sind unverschämt und werde das Gefühl nicht los, dass es a) mit unserer Überflussgesellschaft zusammenhängt und / oder b) immer mehr professionelle Nutzer auf privat angelegten Plattformen gibt.

    Steht am Ende das große Ziel einer festen Wohnung? Eher nicht …

    Liebe Grüße,
    Philipp

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