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Wie ich durch den Minimalismus erwachsen wurde

Ein anonymer Gastbeitrag

11.04.2015

Jedes Einzelteil war wichtig für mich. Es hingen diffuse Erinnerungen dran oder man konnte es nochmal zum Basteln/Gärtnern/Reparieren/Deko… verwenden. Einiges hatte keine konkrete Erinnerung, es war einfach wichtig für mich, Dinge aus der Vergangenheit festzuhalten. Verlustangst spielte wohl eine Rolle und die Gegenstände haben mir ein Sicherheitsgefühl gegeben. Alles was ich mal besessen habe, war wie ein Teil von mir geworden und es war schlimm, Dinge wegzugeben. Wenn ich etwas nicht mehr genutzt habe, musste es bleiben, einfach um da zu sein, um mich herum zu sein. Die Dinge haben mich ausgemacht, ich habe mich über die Gegenstände definiert.

Ich habe das Gefühl, die Ausmistattacke im Juli 2013 war wichtig, um in meinem Leben nicht an genau dem Punkt stecken zu bleiben. Das Weiterführen meines Studiums wäre rein technisch nahezu unmöglich geworden, da sich die Schnellhefter teils in Stehsammlern, teils in Stapeln auf dem Boden sammelten und jegliche Versuche von Ordnungssystemen nicht ansatzweise durchführbar waren. In den Regalen waren irgendwelche Sachen an die ich mich kaum noch erinnere. Prägend war jedenfalls, aus einer Moppekiste mit drei Schubfächern voller Papier- und anderer Sachen eine leere Moppekiste zu machen, die jetzt sinnvoll leere Blöcke, Schmierzettel und Notizhefte beinhaltet. Ich habe Gegenstände umsortiert und zu sinnvollen Gruppen zusammengefasst und diesen Gruppen ein neues zuhause gegeben.

Unglaublich viel ist weggekommen. Schon vor der Riesenausmistaktion erinnere ich mich, über 100 Kleidungsstücke weggegeben zu haben, damals noch ein Großteil in den Altkleidercontainer. Einige Zeit später wurde in einer Hauruckaktion innerhalb etwa einer Woche mein gesamtes Zimmer leergeräumt, wie für einen Umzug. Nur die Kleiderschränke durften gefüllt bleiben, da sie relativ kurz zuvor bereits aussortiert wurden. Die Bücher wurden auf dem Sofa gestapelt und alle meine Besitztümer fanden Platz in einigen Klappkisten im Flur. Dann war Grundreinigung angesagt und das Genießen der Leere. Ich mag solche leeren, normalerweise unbewohnten Zimmer, wie man sie z.B. beim Renovieren oder Einziehen hat, den Hall und den Geruch der Wände, des Bodens, der wenigen leeren Möbel. Stück für Stück wanderte wieder in mein Zimmer, was bleiben durfte. Beim Ausräumen war ein großer blauer Müllsack vollgeworden und eine Umzugskiste an Weg-Sachen die in der folgenden Zeit verschenkt und gespendet wurden. Während der Arbeit und auch kurze Zeit vorher las ich so ziemlich jeden Artikel über Aufräumen, Ordnung machen, Ausmisten, Entrümpeln etc. den das deutschsprachige Internet so hergibt. Als ich aufs Erste fertig war, hatte ich Blut geleckt und las mich weiter in die Materie ein, da ich einfach Lust hatte weiterzumachen und ich das leere Zimmer vermisste, das so nach Neubeginn, Umzügen, Veränderungen duftete. Also flogen aus dem wieder eingerichteten Zimmer weiterhin Dinge raus, bzw. durften gar nicht wieder einziehen oder fristeten den Rest ihrer Zeit in meinem Besitz in Kartons, bis sie jemand anders haben wollte und ich sie schlussendlich im März 2014 allesamt ins Johannesstift zur Spende fuhr.

Mit jedem Teil weniger fühlte ich mich auf eine gewisse Weise befreit und erleichtert, auch wenn ich manches Mal schlucken musste, vor einem endgültigen Abschied. Doch über die Zeit hat sich mein Verhältnis zu meinem Besitz grundlegend verändert. Das viele Weggeben hat abgehärtet und man wird richtiggehend geübt darin, es macht sogar Spaß, ist befreiend und tut gut.

Ich hänge an fast gar nichts mehr und zu viel Herumliegendes oder -stehendes macht mich kirre. Es ist auch ein gutes Gefühl, nicht mehr ständig Angst zu haben, was wäre wenn etwas kaputt geht.

Damit verbunden bin ich auch viel ordentlicher und sauberer geworden und auch besser organisiert, wobei das bisher als Letztes kam und ich daran noch viel arbeiten muss. Aber es ist schon mal schön, dort eine Veränderung zu sehen, da es mich doch belastet hatte, nichts auf die Reihe zu kriegen.

Update 23.09.2015

Mittlerweile bin ich gefühlt ein anderer Mensch geworden und erkenne mich kaum wieder in dieser anderthalb Jahre alten Beschreibung. Vor allem kriege ich Dinge auf die Reihe, wie ich es ausgedrückt hatte. Ich schaffe es, mir realistische To Dos zu geben und die dann auch durchzuziehen, Projekte in Angriff nehmen statt sie nur ewig für irgendwann zu planen. Ich mache mir konkrete Termine für Dinge und erledige Sachen dann auch tatsächlich, ich bleibe an etwas dran, wenn ich mir das vornehme. Ich dachte immer, ich bin total vermurkst weil ich nichts gebacken kriege, aber jetzt weiß ich, dass es vielen Leuten auch so geht und ich sehe, wieviel Arbeit und Veränderung bei mir nötig waren, damit mir das jetzt leicht fällt. Im Anblick dessen, was sich an meiner Persönlichkeit getan hat, verstehe ich auch mein damaliges Ich besser und kann mir somit im Nachhinein gar keine Vorwürfe mehr machen, da mir klar ist, dass ich früher niemals so hätte handeln können wie ich es jetzt tue, da mir die Erfahrung und das Wissen von heute fehlten.

Noch immer fallen in unregelmäßigen Abständen wieder Gegenstände zum Ausmisten an, ich gehe auch nicht davon aus, dass dies je aufhören wird. Im Großen und Ganzen bin ich „fertig“ mit dem großen Aufräumen, doch ich freue mich, dass es immer weitergeht und ich somit wohl nicht Gefahr laufe, mich je wieder so vollzurümpeln. Ich erlebe verstärkt, dass bestimmte Gegenstände, die ich vorher aus diffusen Gründen nie gehen lassen wollte, plötzlich unnötig und überflüssig für mich sind.

Ich würde nichtmal sagen, dass ich mich als Person verändert habe. Ich glaube, ich bin einfach erwachsen geworden und ICH geworden, aus dem chaotischen unstrukturierten Kind durch Wachstums- und Verarbeitungsprozesse.

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Die To Do-Liste im Kopf oder: Wieso ich nicht entspannen kann

Ich bin unglaublich effizient im Abarbeiten von To Do-Listen. Ich prokrastiniere kaum mehr, nachdem ich so ziemlich jeden Ratgeber zum Thema Getting Things Done, Produktivität, Zeitmanagement und Self-Oganization gelesen habe. Ich kann mich unglaublich gut selbst organisieren, das stimmt. Doch was ist, wenn man nichts wichtiges mehr erledigen muss und man eigentlich zur Ruhe kommt – aber innerlich einfach nicht abschalten kann? Heute möchte ich euch erzählen, warum ich meine innere To Do-Liste loswerden möchte.

Perfekt durchgeplant

Wenn ich etwas kann, dann planen und organisieren. Über viele Jahre habe ich es mir angeeignet – dazu kommt noch, dass ich ein sehr ordentlicher und manchmal auch penibler Mensch bin. Ordnung hat mir schon immer ein Gefühl von Sicherheit und Klarheit gegeben. Ich räume gern auf, sortiere aus, räume um, optimiere und perfektioniere, bis ich zufrieden bin. Das Problem ist nur, dass diese Zufriedenheit nie lang anhält. Immer findet sich etwas Neues, das man besser anordnen kann – und eigentlich, wo wir schon mal dabei sind, kann es gleich auch weg, denn ich benutze es ja eh nicht mehr… Und schwupps, kann man sich mit Fotos machen, Beschreibung ausdenken usw. ablenken und allerlei Zeit vertun. Immer alles unter dem Deckmantel des Optimierens.

In meinem Kopf sind in jeder Minute tausende Gedanken, wie ich etwas noch effizienter, kürzer, schneller oder besser gestalten, durchführen oder handhaben könnte. Jede Tätigkeit hat eine Vielzahl von Abkürzungen und Verbesserungen inne, dass es mich wurmt, nicht alle durchführen zu können. Das Optimieren und Perfektionieren ist ein Fass ohne Boden. Es macht verdammt viel Spaß, sich auf die Reise in die Perfektion zu begeben, doch dann kommt irgendwann der Punkt, an dem man bemerkt, dass man sich in ein Konzept verrannt hat, das nie fertig ist. Die Perfektion ist nie perfekt.

Wenn man ständig optimieren will und sich daran gewöhnt hat, alles noch besser machen zu wollen, dann hat man auch immer eine To Do-Liste im Kopf. Als besonders proaktiver Mensch fallen einem auch immer wieder Sachen ein, die man tun könnte. Das ist sicher oft auch notwendig und es gibt genügend Zeitgenossen, die sich im anderen Extrem beheimatet fühlen und schon das Herumliegen auf der Couch als aktiv kategorisieren, doch heute sprechen wir ja von dem anderen Extrem. Diese Menschen – zu denen ich mich leider zählen muss – scannen ihre Umwelt im Sekundentakt und notieren sich am laufenden Band die Dinge, die man verbessern könnte. Nicht nur im Kopf, sondern real auf einer Liste.

Bis zur Erschöpfung

Das ist – wie schon erwähnt – bis zu einer gewissen Grenze sehr schön und bringt einen weiter im Leben. Jedoch gibt es da einen Moment, wo man sich selbst damit nervt. Man bemerkt diesen Moment leider viel zu spät, wenn es schon fast zu spät ist und es einem total schwer fällt, sich abzugewöhnen, ständig etwas machen zu müssen. Man hat sich sein eigenes Hamsterrad konstruiert und rennt und rennt und rennt und will nebenbei die Speichen des Hamsterrades gern not knallrot streichen. Und wieder ein Punkt auf der To Do-Liste.

Burnout kennen sicher viele. Vielleicht nur als Begriff, aber vielleicht auch von Freunden, Bekannten oder sie haben es selbst erfahren. Als Endstation der Überlastung kann Burnout aus verschiedenen Faktoren resultieren: Dass Workaholics Burnout bekommen, kann jeder nachvollziehen. Auch gestresste alleinerziehende Eltern. Doch vielleicht kann man auch burnout-ähnliche Symptome erfahren, wenn man innerlich immer am rotieren ist, obwohl alles schon getan ist. Man ist gut gelaunt und fröhlich, man schafft sehr viel – doch am Ende des Tages fühlt es sich einfach nicht gut an. Man ist nicht fertig.

Gibt es einen Ausweg?

Die Sichtweise ändern und erkennen dass das, was man hat, jetzt in diesem Moment, das OPTIMUM ist. Es musst nicht perfekt sein, um schön und gut zu sein. Das, was jetzt gerade ist, reicht aus. Es muss nicht verbessert werden. Eine verrückte Denkweise, oder? Ich bin gerade dabei, dieses Denken zu üben. Da ich sehr penibel bin und gern alles ordentlich habe, rege ich mich schnell auf, wenn mein Freund es anders macht. Wenn etwas zum Beispiel nicht genau so weggeräumt wird, wie ich es gern hätte, damit es perfekt ist. Doch so, wie er es macht, ist es für ihn perfekt und für mich reicht es aus. Und das versuche ich gerade anzunehmen :)

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Halbjahresrückblick unserer Ziele für 2015

Was ist eigentlich aus unseren minimalistischen Zielen für 2015 geworden? Anfang Januar kam unser Beitrag zu diesem Thema online und Kati, Liz und Dori äußerten sich dazu, was sie sich für das Jahr 2015 vornehmen möchten. Im heutigen Beitrag möchten wir eine Halbjahresbilanz zu unseren Zielen ziehen und schauen, wie wir vorangekommen sind und ob sich bereits neue Ziele ergeben oder ob wir alte Ziele aufgegeben haben.

Kati

Ich hatte mir für 2015 drei Ziele gesetzt – im Prinzip halte ich ja nichts von Vorsätzen. Doch jetzt, wo ich resümieren muss, merke ich, es hat sich in der Zwischenzeit doch tatsächlich einiges getan…

Punkt 1: Bücher lesen & ordentlich ausmisten.

Mit dem Lesen wurde es im ersten halben Jahr leider kaum etwas. Früher habe ich in einer Woche locker ein Buch gelesen, heute schaffe ich in zwei Monaten mal eines. Das hing in letzter Zeit viel mit Stress und Druck zusammen – da kann ich mich nicht so gut auf eine Geschichte einlassen, ohne dass meine Gedanken doch wieder zu irgendwelchen Alltagsproblemen zurückkehren. Daher ließ ich mich viel öfter schnöde vom Fernseher berieseln… und habe radikal alle Bücher aussortiert, die ich eigentlich gar nicht mehr lesen möchte.
Ich hatte sicher an die 100 ungelesenen Exemplare hier, und wollte sie vor dem Weiter- oder Abgeben alle lesen, auch wenn sie teilweise nicht meinen Vorlieben entsprachen. Doch diese sind jetzt alle kurzerhand in den örtlichen Bücherschrank und zu einem Ankaufsportal gekommen – weg damit! So habe ich die ungelesenen ca. um die Hälfte reduziert. Seit einigen Tagen habe ich außerdem Semesterferien und einen deutlich freieren Kopf – und hatte wieder richtig Lust aufs Lesen! Ich hoffe, das bleibt nun wieder so, denn ich finde, es ist eines der schönsten und vielseitigsten (haha :D ) Hobbys, die man haben kann.
Das Ziel werde ich also weiterhin beibehalten und vielleicht bin ich bis Jahresende dann tatsächlich annähernd soweit, nur noch Lieblingsbücher im Regal zu haben.

Punkt 2: angesammelten Beauty-Kram aufbrauchen.

Dieser Punkt lief bisher leider nicht so wirklich gut. Irgendwie sammelt sich dieses Zeug ständig von selbst an! Ein kleines Geschenk hier und da, ein Notkauf, weil man schon wieder das Deo/Bürste/Lippenpflege… daheim vergessen hat… ich versuche es weiterhin!

Punkt 3: Wohnungsgestaltung und -optimierung

Nach meinem Umzugspost hier dauerte es nur noch einige Wochen, bis ich beschloss, dass es tatsächlich zu viel Raum für mich alleine war, und so habe ich nun seit einiger Zeit eine Mitbewohnerin und nur noch ein (großes) Zimmer. Es war definitv die richtige Entscheidung! Eine eigene Wohnung ist soviel Festlegung, eine WG hingegen etwas lockeres, offenes, zumindest in meinem Empfinden. Dadurch hat sich auch meine Einstellung zur Einrichtung wieder etwas gewandelt – es ist nicht für ewig, es muss nicht perfekt sein. Bei neuen Anschaffungen, was Deko, Textilien etc. angeht, stelle ich mir automatisch immer die Frage „Willst du das bei deinem nächsten Umzug wirklich mitschleppen?“ – und meistens ist die Antwort „Nein“, auch weil ich rückblickend an den letzten Umzug denke. Man kann sagen: es wird immer weniger Kram, dafür aber immer mehr so, wie ich auch gerne wohnen möchte.

Liz

Ich habe mir für das Jahr 2015 die Änderung einer ganz grundlegenden Sache vorgenommen: einfach machen!

Wer kennt es denn nicht: auf manche Dinge hat man einfach keine Lust und dann schiebt man sie vor sich her. Prokrastinieren, im Fachjargon. Passend zu meinem Bachelorabschluss hatte ich mir vorgenommen, dem endlich ein Ende zu setzen. Und siehe da – es hat tatsächlich geklappt! Ich habe durch meine Bachelorthesis hindurch erstaunlich wenig aufgeschoben. Lohn dafür war ein, im Maßstab, recht entspanntes Schreiben bis zum Schluss.
Mein Fazit also: viele Leute sagen, man schiebt egal wie sehr man es sich vornimmt immer alles auf. Stimmt so nicht ganz: wenn man sich wirklich kontinuierlich zusammenreißt, kann man das ewige Prokrastinieren vermeiden. Und nebenbei ist es ein wirklich gutes Gefühl, Sachen einfach mal zu machen, statt sie vor sich herzuschieben ;)

… das Aufbrauchen und Benutzen von Kosmetik und Körperpflegeprodukten.

Dieses Ziel ist ein ganzes Stück naher gerückt seit Beginn des Jahres. Mittlerweile sind fast alle Shampoos, Pflegeprodukte und Duschgels aufgebraucht. Nachkaufen muss ich natürlich irgendwann ein Shampoo oder Duschgel… Aber Sinn dieser Aktion für mich ist es, endlich einmal nur EIN Duschgel, EIN Shampoo und EINE Bodylotion zu haben.
Zum einen möchte ich nicht den halben Badschrank mit halb aufgebrauchten Shampoo- und Duschgelflaschen vollstellen, zum anderen empfinde ich es als sehr nervig immer sehr viele verschiedene Sachen zur Auswahl zu haben.

Dori

Ich möchte […] meine neue Wohnung gemütlicher und wohnlicher gestalten.

Das ist mir durchaus gelungen! Nachdem mein Freund Anfang Mai ganz offiziell zu mir gezogen ist, haben wir viele Wochenenden lang gewerkelt, geplant und gebastelt. Wir mussten etwas Geld in die Hand nehmen, konnten aber auch einiges an Dingen aussortieren und verschenken, spenden oder verkaufen. Unser Wohnzimmer ist zum Beispiel sehr gemütlich geworden, verfolgt dabei ein klares Farbschema, beherbergt unsere Hobbies und kommt trotzdem ohne unnütze Dinge aus. Wir sind sehr stolz darauf und sind gern in dem Raum. Generell fühlen wir uns in unserer Wohnung nun sehr wohl!

Außerdem will ich weiter an meiner Wohlfühl-Garderobe arbeiten.

Dieses Ziel fällt mir schwer, aber es geht voran. Ich habe drei große Einkaufstüten voll Klamotten gespendet und einiges wurde verkauft. Ich sortiere hin und wieder etwas aus und habe einige Neuanschaffungen getätigt. Ich habe allerdings das Gefühl, dass dies ein Lifetime-Projekt werden könnte. Ich möchte gern auf einen Stand kommen, dass irgendwie alles zu allem passt. Ab und zu etwas neues kaufen, aber mir meinem Stil treu bleiben. Ich möchte einfach nicht mehr viel darüber nachdenken müssen, was ich anziehe, sondern einfach zufrieden sein mit dem, was ich habe.

[A]uf meine Ernährung […] achten und mein Wunsch-Wohlfühl-Gewicht […] erreichen.

Seit April gehe ich zweimal die Woche zum Gerätetraining, welches speziell für den Aufbau der Rückenmuskulatur geeignet ist. Ich fühle mich sehr, sehr wohl damit und kann schon erste Erfolge sehen. Außerdem laufe ich jeden Tag ca. 8 km – bedingt durch meine Arbeitsstelle.
Auf meine Ernährung versuche ich zu achten, jedoch fällt es mir noch immer schwer, nicht zu essen, wenn ich mich langweile oder unterfordert fühle oder wenn es mir schlecht geht. Ich achte darauf, vor allem abends Süßes oder Chips wegzulassen.
Auch hier möchte ich auf den Stand kommen, dass ich mir keine großen Gedanken mehr machen muss, was gut für mich ist, was ich vertrage usw. Essen sollte einfach sein.

Außerdem habe ich mir vorgenommen, mich beruflich zu verbessern und mich auch hier wohlzufühlen. Und ein Buch schreiben will ich auch! Und eine tägliche Challenge habe ich auch noch, nämlich die tägliche Ode schreiben.

Beruflich habe ich mich verbessert und habe seit Frühling eine tolle Arbeitsstelle, auf der ich mich sehr wohl fühle und endlich das machen kann, was ich studiert habe.
Das Projekt Buch schreiben habe ich allerdings erstmal auf Eis gelegt und möchte mich lieber auf den Blog hier konzentrieren :) Auch das Projekt Die tägliche Ode werde ich nicht weiterverfolgen, da mit der Zeit mein eigenes Interesse daran nachließ und ich die Oden lieber privat weiterschreiben möchte.


 

Hattet bzw. habt ihr Ziele für 2015? Kommt ihr gut damit voran oder habt ihr einige Ziele bzw. Vorsätze vielleicht schon aufgegeben? Wir finden, manchmal ist es gar nicht so verkehrt, Vorhaben zu minimalisieren, die einen belasten und einem nicht mehr das

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Plötzlich Minimalist? Ein Interview mit Peter

Heute zeigen wir euch, wie Peter* auf sehr drastische Weise zum Minimalismus fand. Nachdem sein per Mail mitgeteiltes Lob an unseren Blog einer sehr langen Bearbeitungszeit unsererseits unterlag (Asche auf unser Haupt!), kamen wir ins Gespräch und durften ihm einige Fragen stellen, welche er uns an einigen heißen Sommertagen im Juli 2015 beantwortete.

Wir haben uns dazu entschlossen, das Interview unverändert zu lassen, da wir von Peters „Schreibe“ und seiner Offenheit so begeistert sind und euch die positive Stimmung, die einen beim Lesen ergreift, nicht vorenthalten wollen :)


 

Hallo Peter. Wer bist du und wie lebst du?

Ich bin 36 Jahre, komme aus Solingen, wo ich jetzt auch wieder wohne, ziehe aber demnächst nach Wuppertal. Familienstand geschieden, aber auf dem Weg in Richtung wiederverheiratet. ;)

Meine Wohnsituation: Derzeit etwas beengt. Ich lebe mit meiner besseren Hälfte auf knapp 60 m². Funktionieren tut es, weil bei mir durch das Thema Minimalismus zwei Drittel meines weltlichen Besitzes ins Nirvana gewandert sind (überwiegend an die Caritas gespendet, teilweise verkauft) und weil auch meine zukünftige Frau inzwischen stark minimalistische Tendenzen hat. Auch wenn sie sich selbst nie als Minimalistin bezeichnen würde. Ich kann aber nur betonen – das mit dem „mit gutem Beispiel vorangehen“ funktioniert vollauf, viel besser als alles Rumdiskutieren. Inzwischen ist es so, dass meine Freundin auch immer Dinge aussortiert, wenn bei mir die Kartons oder Müllsäcke zum Einsatz kommen. Dann heißt es immer „warte eben, ich hab’ da auch noch die und die Bücher bzw. Klamotten, die weg sollen“.

Wie fandest du zum Minimalismus?

Dazu muss ich ein wenig ausholen: Meine erste Frau war total kaufsüchtig. Wir waren insgesamt elf Jahre zusammen, davon sieben verheiratet. Nach jahrelangem Gegen-die-Wand-Reden standen wir am Ende kurz vor der Privatinsolvenz, es gab eine regelrechte Ameisenstraße von Amazon und Ebay zu uns und ständig musste ich ihr Konto ausgleichen. Bis hin zum voll ausgeschöpften Dispo bei ZERO Rücklagen. Es war gelinde gesagt brutal. Ich wusste nicht mehr, wovon ich Essen kaufen sollte. Unter der extrem materialistischen Ausrichtung ihrer Person und den ständigen Vorhaltungen, was wir uns alles nicht leisten können, litt die gesamte Beziehung so sehr, dass irgendwann alle positiven Emotionen in einem Schwarzen Loch verschwunden waren, und ich auch angesichts unserer finanziellen Situation die Notbremse ziehen musste. Da wurde mir dann vorgeworfen, ich würde sie betrügen und nur an mich denken – und auf einmal stand ich nach einem Tobsuchtsanfall und der Androhung, dass sie und ihre Anwälte mich fertig machen würden, vor der Wohnungstür. Klappe zu. Reset.

Das war Ende 2010. Zum Dank hat sie auch noch alles behalten, außer meinen Klamotten und den Dingen in meinem Arbeitszimmer, die konnte ich in einer Nacht- und Nebelaktion retten, und Teile meiner CD-Sammlung. Vom Rest unseres/meines Hausstandes habe ich nie etwas wieder gesehen.

Ich saß dann nach der Trennung bei meinen Eltern im Gästezimmer mit einer Handvoll Dinge und dachte nur „okay – it’s only rock’n’roll, but we like it“. Es war die krasseste Erfahrung meines Lebens, zumal ich ja wusste, jetzt kommt die Scheidung, und gleichzeitig gab es noch einen Rechtsstreit um ein Internet-Start up, an dem ich damals als einer von drei Eignern und derzeit Freiberufler beteiligt war. Da wusste ich also: vor mir liegt jetzt echt mal die „Rocky Road to Dublin“, oder, wie man so schön sagt: „Up Shite Creek without a paddle“.

Ich habe dann tatsächlich bei der Arbeit im Büro am Rechner gesessen und in der Mittagspause gegoogelt – und zwar den Suchbegriff „how to survive with little or no money“. Dann bin ich auf zenhabits und The Minimalists gestoßen. Und mir fiel es wie Schuppen von den Augen. Ich musste das ja alles gar nicht tun! Ich musste nicht mit den Müller / Meier /Schmidts mithalten. Ich konnte selbst entscheiden, was ich mit meiner Kohle / meinem Lebensstandard veranstalte. Und auch wenn das Leben wie immer viele Widrigkeiten bereithielt – es ging seitdem stetig nur bergauf!

Siehst du dich überhaupt als Minimalist?

Ich sehe mich absolut als Minimalist, da ich früher auf jeden Fall sehr konsum-orientiert war, eine umfangreiche Garderobe für jede erdenkliche Gelegenheit hatte (bin jetzt auf dem Weg zur Capsule Wardrobe), große Fernreisen für mich Pflicht waren, und ich alles mögliche sammelte. Platten, Action Figuren, Comics, Band T-Shirts… Ohne Ende. Heute ist alles anders, ich habe immer Kohle in der Tasche und bin total froh, dass die Dinge, die in meinem Leben existieren, mir auch tatsächlich Freude bringen und Sinn haben. Und nicht den Blick aufs Zwischenmenschliche verstellen.

Andere Leute würden mich vermutlich nicht als Minimalisten sehen. Inzwischen gibt es da ja recht ideologische Debatten. Ich fahre gern Auto (einen wunderschönen VW-Youngtimer), meine Freundin hat auch ein eigenes Auto, ich mag meinen Job als Pressesprecher in einem Industriekonzern (hab’ lang und hart darauf hingearbeitet) und würde den auch nicht an den Nagel hängen (Stichwort Early Retirement und so weiter) – auch bin ich kein Vegetarier oder Fitness-Meister, ich bin einfach jemand, der inzwischen recht genau weiß, was für ihn sinnvoll ist und was nicht. Konsum ist nicht das Problem, nur übermäßiger Konsum der den Menschen emotional und finanziell erstickt. Man kann eben nur so viel ausgeben, wie nach Abzug der laufenden Kosten reinkommt. Eine einfache Weisheit, die unsere Gesellschaft scheinbar kollektiv vergessen hat.

Wie definierst du Minimalismus für dich?

Darüber habe ich dieser Tage noch am Telefon mit meinem besten Freund debattiert. Wir sind beide der Meinung, dass es um das „relevant set“ geht. Also die relevante Anzahl von Dingen zu haben… Was nützen mir 300 Rock-CDs wenn ich nur 30 davon regelmäßig mit Genuss höre? Wofür brauche ich Band T-Shirts von Bands, die ich zu meiner Abitur-Zeit cool fand, die ich jetzt mit Mitte 30 aber grausig finde? Wieso kann ich mich nicht davon trennen? Warum zum Teufel hatte ich am Ende FÜNFZEHN (!) Lederjacken??? (Ich bin jetzt bei der Idee von „Embrace the idea of one“ und habe noch eine Lederjacke…)

Es geht nicht um den Wettbewerb „wer hat weniger“. Es geht darum, das Gefühl für „genug“ zu entwickeln. Dann tarieren sich die Dinge im Leben ganz automatisch aus. Und andersrum gilt der Spruch vom alten Epikur: „Wem genug zu wenig ist, dem ist nichts genug.“

Bereust du eine deiner Entscheidungen?

Keine einzige. Was weg war, war weg, kein Blick in den Rückspiegel. Bis heute hat jedes Teil, das ich gespendet / verkauft / entsorgt habe, mein Leben besser gemacht.

Was war besonders lehrreich für dich auf deinem Weg?

Besonders lehrreich war für mich, zu bemerken, wie sehr unsere eigene Einstellung, unsere Wahrnehmung der Welt diktiert. Ich war vorher mit einer (vermutlich) depressiven und kaufsüchtigen Frau liiert, und das hat meine Wahrnehmung der Welt total definiert. Danach war es, als ob die Sonne durch die Wolken bricht – und ich merkte, wow, es geht mit so viel weniger! Zudem verstehe ich inzwischen Menschen wie meinen Vater, der eigentlich von Natur aus Minimalist ist. Er ist Jahrgang 1934, gehört also zur Kriegsgeneration und hat als Kind im und nach dem Krieg echtes Elend und wirkliche Existenznöte und echten Hunger erlebt. Er hat schon in den 80ern immer zu meiner Schwester und mir gesagt, wir wären „zum Konsum verdammt, zum Kaufen verurteilt“. Das war sein trockener Humor, aber inzwischen verstehe ich ihn. Er ist ein total zufriedener, auf eine still Art und Weise fröhlicher Alter Mann von fast 81 Jahren, der sich wirklich immer hinstellt und fragt: Brauche ich das, oder will ich das nur haben? Von ihm hätte ich Minimalismus viel früher lernen können. Zum Glück habe ich die Kurve noch gekriegt. Er hat mir in den letzten Jahren mal gesagt: „Ich weiß nicht, was das mit eurem Minimalismus da soll, aber wenigstens hast Du endlich kapiert, dass dieser ganze Tanz ums Goldene Kalb nichts bringt.“

Total imponiert hat mir auch die Haltung meiner jetzigen Partnerin, die, als wir uns frisch ineinander verliebt hatten, auf mein Geständnis dass ich total mittellos und noch nicht geschieden sei, nur meinte „Wir haben alle mal einen schlechten Tag. Mein Stiefvater hat Krebs und verheiratet ist er mit meiner Mutter auch nicht – was soll’s also?“

Was fiel dir besonders schwer?

Dass meine Plattensammlung durch die Scheidung und den (anfangs) Zwangsminimalismus zerrissen wurde. Das ist das einzige, was mich bis heute anficht. So eine Plattensammlung ist ein Gesamtkunstwerk, das über lange Jahre wächst. Trotzdem habe ich den verbliebenen Teil weiter minimalisiert. Der Staudamm war einfach gebrochen, wichtige Alben etwa von Ministry oder KMFDM waren weg. Da konnte ich den Rest auch zum Teufel schicken und mich auf das konzentrieren, was mir wirklich am Herzen liegt.

Zusammenfassend: Wie hat sich dein Leben verändert?

Absolut zum Positiven. Ich habe abgenommen, es geht mir gesundheitlich viel besser, auch weil ich mich von toxischen Personen im Zwischenmenschlichen mehr und mehr distanziert habe (als Neurodermitiker sieht man den Erfolg von weniger Stress direkt auf der Haut…!), ich habe eine Stelle in meinem Traumjob gefunden, die perfekte Partnerin kennengelernt, arbeite täglich daran, ein besserer Schachspieler zu werden, spiele seit zwei Jahren Gitarre (hatte ich vorher nie Zeit und Geld für)… Außerdem habe ich wieder angefangen zu malen, Haikus zu schreiben… Ich habe dank meiner Partnerin eine tolle zweite Familie in Bayern, ich habe Freundschaften in einer Tiefe geschlossen, oder weiterentwickelt, die meinem früheren materialistischen Selbst nicht möglich gewesen wäre. Es ist wirklich, als ob mit dem Moment, als ich innerlich zum Minimalismus übertrat, ein fieser Grauschleier von meinem Leben gehoben worden wäre.

Was möchtest du anderen Menschen raten bzw. mit auf ihren Weg geben?

Lasst euch nicht von anderen erzählen, was gut für euch ist. Das könnt nur ihr selbst ergründen. Und habt keine Angst vor schweren Schritten. Ich habe im Zuge meines Wegs in den Minimalismus meine selbständige Tätigkeit aufgegeben, habe auf einmal in München gearbeitet (war zu meiner Freundin runtergezogen, 2013 ging es dann wieder in die andere Richtung nach NRW), habe außer einer Scheidung noch den Tod eines geliebten Menschen zu verkraften gehabt und bin in einen beginnenden Burn-out getrudelt… Ihr merkt schon, die Story ist reichlich komplex mit vielen Höhen und Tiefen seit 2011. Aber Minimalismus war IMMER die richtige Antwort auf alle schwierigen Fragen. Auf einmal war weniger immer mehr. Und immer tauchten plötzlich Leute auf, die mir helfen wollten und konnten. Das ist auch ein Grund, warum ich heute viel mehr darauf fixiert bin, anderen mit meinen Fähigkeiten zu helfen, als früher. Das ist irgendwie karmisch. Man lernt einfach, dem Universum zu vertrauen, wenn man loslässt. Wenn man stets bereit ist, zu geben, kommt immer etwas zurück.

Bist du gern dort, wo du jetzt bist?

Absolut. Ich bin wieder in meiner Heimat. Aber ich freue mich auch, dass die Reise weiter geht. Meine Freundin und ich ziehen jetzt in eine größere Wohnung, von der aus wir beide nur noch einen Katzensprung von Anfahrt zur Arbeit haben statt der jetzigen Pendelei von Solingen nach Wuppertal. Nächstes Jahr heiraten wir. Das Leben ist ein ständiger Fluss, den man am wenigsten behindert, wenn man ein schlankes Profil bietet (also wenig mentalen und physischen Ballast mit sich rumschleppt). Nichts ist beständiger als die Veränderung.

Wie reagiert dein Umfeld auf deine Entscheidung zum Minimalismus?

Die meisten Menschen reagieren positiv, wenn man ihnen erläutert, wo die Vorteile liegen. Einige finden es auch merkwürdig. Die meisten sagen, sie könnten das nicht. Aber das Lustige ist, dass meine engsten Freunde und meine Familie inzwischen alle minimalistische Tendenzen zeigen. So in Richtung „Du hast mich draufgebracht, dass ich eigentlich auch mal den Keller / den Dachboden / die Gartenlaube ausmisten müsste“. Meist bleibt es nicht dabei, und ich habe da schon viele positive Rückmeldungen bekommen.

Gibt es manchmal Rückschläge beim Minimalisieren?

Höchstens, wenn man auf einmal einen Gegenstand ersetzen muss, der einem lieb geworden ist, aber man aus irgendeinem Grunde nicht mehr rational vertreten kann, ihn zu besitzen. Die berühmten Sentimental Items… Ein Beispiel: Meine erste E-Gitarre war eine Kopie einer schwarzen Fender Stratocaster. Schönes Teil, halt ein billiges Einsteiger-Ding vom Discounter. Nach einem Jahr war es so, dass ich auf diesem Stück Sperrholz, das mir total ans Herz gewachsen war, allerdings nicht mehr gescheit spielen konnte. Meine Finger waren zu schnell für den schlecht verarbeiteten Hals, die Mechaniken ermöglichten kein exaktes Stimmen, der Tonabnehmer-Wahlschalter war eine Katastrophe (wenn man über den Hals-Pickup spielte, kamen aus dem Amp Töne, als ob man das Teil unter Wasser spielte… xD).

Ich habe also auf eine neue Gitarre gespart, und als ich nach meinem Geburtstag die Kohle zusammen hatte, zog eine wunderschöne G&L ASAT Deluxe bei uns ein (siehe Foto). Ich bezweifle fast, dass ich mir jemals wieder eine andere E-Gitarre kaufen werde. Ein wunderbares Instrument, das mir jeden Tag Freude bringt. Meine erste Gitarre allerdings, die ich nach einem Pixies-Song Velouria getauft hatte, habe ich in einem kleinen Ritual noch mal aufgemöbelt. Neue Saiten aufgezogen, den Hals noch mal mit Lemon Oil behandelt, noch ein letztes Mal „Everlong“ drauf gespielt, ihr einen kleinen Foo Fighters-Sticker unterhalb der Brücke verpasst… Dann habe ich Velouria einen Kuss auf den Korpus gegeben, „Goodbye old girl“ geflüstert, und sie mitsamt Gitarrenständer bei der Caritas freigelassen, mit der Auflage, sie möglichst einem bedürftigen Punkrock-Kid zu vermachen, das eine gute Einsteiger-E-Klampfe braucht. Das war die Geschichte… Das einzige Mal, dass es mir richtig schwer fiel, etwas loszulassen, in den Jahren seit 2011.

Was hältst du von Ausdrücken wie „echte Minimalisten tun…“?

Bullshit. Das ist so wie „echte Sozialdemokraten tun…“, echte Veganer tun, echte Rock-Fans tun, echte aufrechte Deutsche tun… So ein Quark. Jeder Mensch ist unterschiedlich und muss seinen individuellen Weg finden. Wenn einer als digitaler Nomade von Programmier-Job zu Programmier-Job um die Welt reist, und damit glücklich ist, wunderbar. Wenn einer eine Villa am Stadtrand hat und dabei nicht über seine Verhältnisse lebt, wofür sollte ich den verurteilen? Ob jemand Porsche oder Bus fährt, sagt nichts über seinen Charakter aus.

Das einzige, was ich sagen würde im Sinne von „echte Minimalisten tun…“ ist glaube ich „jedem Menschen eine Chance geben“. Das wünscht man sich selber doch auch, oder?

Warum würdest du einem Fremden eine Auseinandersetzung mit dem Minimalismus empfehlen?

Er hilft, die wesentlichen Dinge im Leben zu sehen. Er hilft, finanzielle Sorgen zu lindern oder wie in meinem Fall, sie binnen eines Jahres komplett zu beseitigen. Man wird offener für unglaublich viele Dinge. Alles was man tut und alles was man macht, sind auf einmal nur noch die „favourite things“. Da kommt wieder der Gedanke vom „Relevant Set“. Egal, ob Musik, Literatur, Beziehung, Freunde, Job, Familie – man bewegt sich nur noch innerhalb seiner Favoriten. Das Leben ist zu kurz für oberflächliche Freundschaften, erkaltete Beziehungen und schlechte Musik. Minimalismus kann immer helfen, ganz zu sich selber zu kommen. Erst rückt sich der äußere Rahmen zurecht. Die innere Entschlackung folgt meist zwangsläufig.

Vielen Dank, Peter, für diesen offenen, interessanten und sympathischen Einblick in dein Leben! :)


*Name von der Redaktion geändert.

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Die Idee der 100 Dinge

100 Dinge, nicht mehr.

Einige sagen, sie besitzen nur 100 Dinge. Komplett. Also alles was sie haben. Man staunt und macht „Ah!“ und „Wow!“, doch dann werden die ersten Zählausnahmen erläutert „Socken zähle ich als eine Sache“, „Unterwäsche ist auch ein Ding“ – und dann wohnen diese Menschen in einer voll ausgestatteten WG, können zum Beispiel die Kücheineinrichtung mitbenutzen und – ganz wichtig – sie haben meist keine Kinder (oder Haustiere oder ältere Verwandte, um die sie sich kümmern). Meist sind sie auch nicht schwerkrank, sondern (so pauschalisiere man erfreut) Mitte 20, Student/in, ledig, kinderlos, alle Medien auf dem MacBook und iPhone synchronisiert (was sonst) und haben keine ausrüstungslastigen Hobbies.
Ja, so käme ich auch auf 100 Dinge.

Allerdings führe ich einen gemeinsamen Haushalt mit meinem Freund, besitze eine komplette Küche, Töpfe, Tassen, Pfannen, etwas Tupperzeug, eine Waschmaschine, Zeug fürs Heimwerken (aber halt, ich könnte Nägel, Schrauben und Dübel als ein Ding zählen) etc. Mist. So klappt das nicht. Und ich bin natürlich auch kein echter Minimalist. Verdammt, dabei wollte ich das doch sooo gern sein!

Weil ich’s mir leisten kann – oder doch nicht?

Warum gibt es denn eigentlich gerade so einen Hype um das Zählen von Dingen, das „Weniger besitzen als Du“, Downsizing im Haushalt, das Minimalisieren? Haben denn alle kein Geld mehr, wollen sie sich nicht mehr mit ihren Nachbarn messen, wer das größere Auto und das tollere Haus hat?

Schön wäre es, wenn das krankhafte Vergleichen ein Ende gefunden hätte. Doch so wie ich es sehe, ist der Minimalismusgedanke mancher Zeitgenosse genauso krankhaft wie vorher das Vergleichen „nach oben“. Man kann halt nie so richtig aus seiner Haut.

Dazu eine kleine Fiktion: Nehmen wir mal an, ich habe vorher versucht, Schritt zu halten mit der Familie Müller oder Herrn Schmidt von nebenan. Sie fahren Audi A6, ich fahre VW Polo. Sie haben ein Haus, ich eine Mietwohnung. Ohne Balkon. Sie machen zweimal im Jahr eine Flugreise, ich habe noch nicht mal einen Balkon für Sommer auf Balkonien. Doch dann hörte ich etwas von Minimalismus. Sich darüber zu definieren, dass man wenig(er) hat? Voll mein Ding! Ich meine, da hatte ich den entscheidenden Vorteil: nämlich, dass ich nichts habe. Gegenüber Familie Müller und Herrn Schmidt besser abschneiden – und dann auch noch ein soziales und ökologisches Vorbild sein können (was immer das auch heißt)… perfekt! Und so wurde ich Minimalist.

So ähnlich stelle ich mir die Gedankenwelt eines Menschen vor, der – wie oben pauschal und klischeeorientiert beschrieben – mit seinem MacBook, einem Rucksack voller Designerklamotten und einem Account für ein Carsharing-Unternehmen in einem 8m²-Zimmer in einer WG auf dem blanken Dielenboden sitzt und es nicht verstehen kann, wieso das nicht alle so machen.

Ich hab‘ weniger als du.

Plötzlich gilt es, sich darüber zu definieren, was man nicht hat. Wozu eine eigene Küche, eine eigene Wohnung, einen Kleiderschrank oder ein Bett besitzen? Weshalb ein eigenes Auto, Fahrrad, eigene Schuhe haben? Die Perversion des sich miteinander Vergleichens, wer mehr besitzt, hat sich umgekehrt und scheint ökonomischer zu sein, weil man ja nun weniger Ressourcen benötigt (ob das wirklich so ist, sollte mal dokumentiert werden), doch psychologisch finde ich das Vergleichen „ins Nichts“ nicht viel besser. Das Aufwerten der eigenen Person nicht durch viel Besitz, sondern durch wenigen, bestimmten Besitz ist gleichzeitig das Abwerten anderer Personen, die mehr besitzen, sich nicht von Gerümpel trennen können/wollen oder ein eigenes Auto benötigen.

Ich beschreibe hier nur eine kleine Menge von Menschen, die man als Minimalisten bezeichnen kann – und es sind sicher nicht diejenigen, die im Stillen ihr Gerümpel in der Wohnung ausmisten, sich an ein bisschen mehr Zeit mit ihren Liebsten erfreuen und sich gar nicht darum kümmern, dass sie als „Minimalisten“ bezeichnet werden könnten. Sie tun es einfach, das „einfache, minimalistische“ Leben, von dem viele „Minimalisten“ träumen.

Auch wir profilieren uns auf unserem Blog. Ich profiliere mich mit meinen Beiträgen. Wir philosophieren, wir schreiben, wir misten aus, wir geben Tipps – wir beschäftigen uns leidenschaftlich gern mit dem Thema. Doch wir teilen die Ansicht, dass wir nicht extrem sein wollen – und das sind wir auch nicht. Wir haben bestimmt x Dinge, mit denen wir nicht immer zu 100% zufrieden sind. Doch wir wissen, dass das Vergleichen mit anderen uns nicht zufriedener machen wird.

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Mein minimalistischer Rückblick

Der 100. Beitrag. Zeit, um zurückzublicken. Mit einer Laufzeit von 507 Tagen ist unser Blog noch jung, aber schon beachtlich gefüllt. 300 Facebook-Freunde supporten uns auch im Social Media. Tja, und was bei Dori in dieser Zeit privat passiert ist, könnt ihr hier lesen.

 

Schaue ich auf das Jahr 2014 und die erste Hälfte von 2015 zurück, überschlagen sich die Ereignisse und ich frage mich, wie ich das alles geschafft habe. Es gab so oft Situationen in den letzten 16 Monaten, in denen ich nicht wusste, wie ich mich verhalten sollte, was ich machen sollte oder wie das alles zu schaffen sein sollte. Overload. In sämtlichen Bereichen.

Was ist passiert?

Viel. Wirklich viel. Grob zusammengefasst sind folgende Dinge passiert:

  • eine Trennung vom Partner, gemeinsamen Haushalt auflösen, Umzug in eine neue Wohnung (Umzug Nr. 1)
  • neuer Partner, er zieht zu mir in meine neue Wohnung (Umzug Nr. 2)
  • meinen alten Job aufgegeben
  • eine neue Arbeit gefunden
  • gemeinsamer Aufbau dieses Blogs und des Minimalistenforums

Dazwischen, davor und danach noch einige andere Ereignisse wie Hochzeiten von Freunden, mein erster Festivalbesuch, die Entdeckung Bielefelds und andere Meilensteine in der Geschichte. Ich muss zugeben, dass ich ein bisschen müde bin und mir tatsächlich nur noch Ruhe, Gemütlichkeit und Wochenenden daheim wünsche. Ja, daheim. Mit meinem Freund in UNSERER Wohnung mit UNSEREN Ritualen und UNSERER (ok, seiner) Couch (und MEINEM guten Essen, hihi).

Hat mir der Minimalismus geholfen?

Bei den Umzügen definitiv. Denn in Eigenregie umzuziehen, nur mit der Hilfe von Freunden – da ist jedes nicht zu schleppende Möbelstück ein Segen. Doof nur, dass ich eine eigene Küche habe :D Tja, und als ich für kurze Zeit ohne Arbeit dastand, musste ich mich finanziell kaum einschränken, denn ich wusste, was ich brauche – und was nicht.

Ansonsten war es eine gesunde Mischung aus Optimismus, Disziplin und Freude an Veränderungen, die mir geholfen haben, dort zu sein, wo ich jetzt bin. Nämlich in einer sehr glücklichen Beziehung, einer hübschen Wohnung, mit einem Job, der mich erfüllt :)

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Das erste Minimalistentreffen der Minimalistenfreun.de

Das erste Minimalistentreffen ­– Ein Erfahrungsbericht von Dori

Wenn man seit etwa drei Jahren regelmäßig auf einer Plattform miteinander schreibt, seit über einem Jahr einen Blog zum Thema betreibt und seit einem halben Jahr ein eigenes Forum betreut, dann wächst der Wunsch, seine Kommunikationspartner auch einmal zu treffen – zumindest bei mir. Und zum Glück auch bei einigen anderen aktiven Forenmitgliedern des Minimalistenfreun.de-Forums, denn so musste ich meinen Tag nicht allein in der Frankfurter Innenstadt verbringen ;)

Der Plan

Frankfurt am Main – eine Stadt, die wohl kaum einer wirklich kennen lernt – es sei denn, er oder sie lebt in dieser Metropole. Da sie so zentral liegt und wir demokratisch abgestimmt hatten, sollte das erste Minimalistentreffen der Minimalistenfreunde in Frankfurt stattfinden. Ich organisierte das Treffen für den 30. Mai 2015. Was wollte ich den Teilnehmern zeigen, wo ich doch selbst erst seit knapp 2,5 Jahren in Frankfurt wohnte? Ein Querschnitt – von allem das Beste – war mein Plan.

Kurzerhand plante ich eine kleine Route mit den Eckpunkten „Ranziges Bahnhofsviertel – Wuselige Innenstadt – Ausblick auf die Stadt – Historischer Römer – Schöner Main – Lebendiges Stadtviertel – Entspannender Stadtpark – Leckeres Frankfurter Essen“.

Das Treffen

Wir starteten also zu siebt am Frankfurter Hauptbahnhof und fanden uns auch gleich auf Anhieb. Wir erhaschten einen ersten Blick auf die Hochhäuser und das, was jeder Besucher zuerst von Frankfurt sieht: die unschöne Seite. Aber seien wir mal ehrlich – in welcher Stadt ist das Bahnhofsviertel schön?

Den ersten Stopp legten wir bei einem Softeis- und Schokoladenladen ein, um ganz unminimalistisch (oder doch?) ein superschokoladiges, aber gar nicht günstiges Softeis zu essen. Es war das Geld definitiv wert. Während wir neben einer großen Demonstration („Gegen alles!“) liefen und weiter die Stadt besichtigten, stieß die letzte Treffen-Teilnehmerin zu uns und wir plauderten alle sehr viel und ausgelassen.

In der Zeil Galerie (ein Teil der riesigen Einkaufsstraße „Zeil“ in Frankfurt) ging es dann ganz nach oben, um ein bisschen den Ausblick über Frankfurt zu genießen. Auch wenn ich Frankfurt nun schon eine Weile kenne, freue ich mich immer wieder, die Stadt von oben zu sehen. Die Stadt ist so vielseitig und spannend, es gibt immer etwas Aufregendes zu sehen. Weiter ging es dann in Richtung historischen Römer, entlang zum Main, wo wir ein bisschen Grün und Wasser tankten, um schließlich in Richtung Nordosten aufzubrechen.

In einem Stück Grün direkt in der Stadt (Friedberger Anlage) ging es direkt zu unserem Ziel: das Mosebach, eine der urigsten Lokalitäten in Frankfurt mit – angeblich – der besten Grünen Soße in Frankfurt. Den Neuen in Frankfurt schmeckten Äppler, Handkäs und das Frankfurter Schnitzel sehr gut und je später es wurde, desto minimalistischer wurde unsere Gruppe in puncto Teilnehmerzahl. Nach und nach verabschiedeten sich alle, bis nur noch der harte Kern im Lokal saß und sich um kurz nach Mitternacht dann endlich vom Wirt hinauskehren ließ.

Das Fazit

Mein Fazit als Organisatorin? Ein gelungenes erstes Treffen, auf dem ich viele nette Menschen wiedersehen und kennenlernen durfte. Ich bin gespannt, was ihr vom Treffen hieltet, wie es euch gefallen hat und ob ihr euch ein weiteres Treffen vorstellen könntet – ich ganz sicher! :)

Teilnehmen?

Wenn ihr beim nächsten Treffen mitmachen wollt, dann schaut doch mal in unser Minimalistenforum. Hier gibt es die nächsten Termine und viele weitere Themen zum Diskutieren, Philosophieren und Lachen.

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Die „30-Day Minimalism Challenge“

Lange war’s nun still hier – Umzüge, Jobs und Studium sowie Auslandserfahrungen forderten ihren Tribut und eigentlich waren wir alle permanent recht ausgelastet. Doch nachdem ich vor einigen Tagen über eine interessante Challenge gestolpert bin, wird es in Zukunft wieder regelmäßige Beiträge auf dem Blog geben – soviel Ruhe und Zeit zum Reflektieren muss sein :)

Liz und ich werden uns in den nächsten 30 Tagen an der „minimalism challenge“ von into mind versuchen. Dori wird es dann im Sommer versuchen. Frühjahrsputz auf allen Kanälen sowie im Kopf, ein bisschen zur Ruhe kommen, einen klareren Fokus setzen – wir versprechen uns einiges davon und werden in regelmäßigen Abständen darüber berichten. Sowohl für Minimalisten-Newbies als auch für die „alten Hasen“ sieht die Challenge auf den ersten Blick wirklich spannend aus und falls ihr euch auch daran versucht, hinterlasst uns gern eure Erfahrungen damit!

 

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Der Umzug – ein erstes Fazit zum Projekt „Minimalismus“!

Nachdem ich jetzt seit knapp 4 Monaten in den ersten richtig eigenen 4 Wänden hause, wird es Zeit für ein erstes Fazit zum Thema Minimalismus.

Ich bin von einer 2-er WG, deren Ausstattung zu 90% meine war und zu der noch ein voller Keller und Dachboden gehörte (wir hatten beide keine Sachen mehr bei unseren Eltern daheim stehen, sondern wirklich alles dabei), in für mich riesige 50 qm mit zwei Zimmern gezogen. Altbau, hohe Wände, Stuck ❤

Nur leider bringt Altbau wohl immer das Problem mit sich, etwas verwinkelt, vernischt und leicht abgewohnt zu sein. Was auf den ersten Blick nicht auffällt ist die Farbe, die in den Fensterrahmen bröckelt, die Bodenleisten, die nicht befestigt sind und beim Putzen immer umfallen (O-Ton Vormieter: „Joooa, da muss man mal mit Doppelklebeband ran!“) – gar nicht zu sprechen vom Bad des Grauens – groß und hell und mit Badewanne zwar, aber dafür darf ich mich an zitronengelb-grau melierten Bodenfliesen und dazu passenden dunkelblauen Zierleisten und Buche-Massiv Bodenleisten erfreuen. Da fragt man sich schon, wer auch immer wann auch immer mal dermaßen geschmacksverirrt war. Weiterhin nicht zu sprechen von der übernommenen Küche in himmelblau, wiederum kombiniert mit zitronengelben Fliesen und gesprenkeltem PVC-Boden. Bei der man Spülmaschine und Wasserhahn nicht gleichzeitig anschließen, sondern immer abwechselnd im Schweiße seines Angesichtes montieren muss…. – Hachja. Aus der Traum vom skandinavisch-reduziertem weißem Wohnminimalismus! Ich dachte ja, in dieser Wohnung mal ein bisschen „angekommen“ zu sein, aber inzwischen hab ich mich damit abgefunden, dass das studentische Budget DIE Wohnung einfach nicht hergibt – auch nicht mit viel handwerklichem Talent und Herzblut ;)

Aber nun zum eigentlichen Thema dieses Posts: inwieweit hat sich der Minimalismus auf das Ganze bisher ausgewirkt? Beim Umzug jedenfalls war davon noch nicht viel zu merken. Meine Helfer stöhnten und schimpften, denn besonders meine beiden Sammelleidenschaften (mehr dazu in Kürze!), (Design-)Zeitschriften und Schallplatten, wiegen, in Masse, wirklich unglaublich. Ansonsten ging es aber recht schnell und schmerzlos vonstatten, denn die Küche war ja schon drin und arg viele Möbel besitze ich auch gar nicht.

Am meisten Sorge machte mir jedoch das Putzen von doppelt so viel Fläche und ich muss sagen, das war absolut nicht unbegründet! Ich bin eher das Gegenteil der pefekten Hausfrau und hab den Dreh absolut noch nicht raus – ich könnte hier den ganzen Tag putzen und fände trotzdem immer wieder Stellen. Und könnte am Ende gleich wieder von vorn beginnen. Muss man echt täglich staubsaugen – mit Katze? Auf jedenfall hat sich für mich schnell rausgestellt – je weniger Zeug rumliegt, desto schneller kann man dann einmal kurz durchwischen. Was ich natürlich auch ständig tue :D eigentlich logisch, aber genau deswegen bin ich jeder wieder der Ansicht, immer noch viel zu viel zu haben, dass nur im Weg rumsteht und stört. Obwohl ich vor dem Umzug nochmal ordentlich aussortiert hab, hab ich jetzt immer wieder Teile in der Hand, bei denen ich mich frage, warum ich sie mitgenommen habe. Den kompletten Stauraum unterm Sofa hab ich inzwischen mit Sachen gefüllt, die wegmüssen/dürfen.

Auf was ich mich in der neuen Wohnung am meisten gefreut hab, war neben dem erstmaligen „Alleinewohnen“, endlich genug Platz für meine Sachen zu haben. Mein letztes WG-Zimmer war geschätzte 10 qm groß und ich hatte wirkliche Stauraum-Probleme. Jetzt habe ich genug Platz, ja, fast sogar zu viel. Und alleine wohnen ist doch irgendwie recht langweilig… so leise. Im Moment spiele ich ernsthaft mit dem Gedanken, mir doch wieder einen Mitbewohner zu suchen – also doch wieder eine Wohnraumminimierung durchzuführen, sozusagen… auch was die Einrichtung angeht, bin ich viel gelassener geworden, denn ein Städtetrip vor kurzem hat mir ganz klar wieder gezeigt: ich möchte mich jetzt noch nicht festlegen. Nicht auf einen Ort, nicht auf eine Wohnung, und schon ganz und gar nicht auf Gegenstände. Was, wenn ich spontan 600 km weit weg ziehe? Besitz belastet da nur ungemein.

Mein Fazit zum bisherigen Prozess des Aussortierens und Sachen-Loslassens ist jedenfalls klar: man ist nie fertig, man findet immer wieder neues. Das ganze entwickelt sich zum Selbstläufer und man kann sich von Sachen trennen, die man zu Anfang gar nicht in Frage gestellt hätte, und es wird immer leichter, Dingen weniger Bedeutung zuzumessen.

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Minimalistische Vorsätze für 2015

Die meisten von uns haben es ja eigentlich nicht so sehr mit guten Vorsätzen – einhalten tut man diese in 99% der Fälle ja doch nicht und außerdem braucht es eigentlich keinen besonderen Tag, wie eben den Jahreswechsel, um etwas zu ändern und aus seinem Trott zu kommen. Wir nehmen ihn trotzdem mal zum Anlass, euch daran teilhaben zu lassen, was wir in nächster Zeit gerne noch ändern würden – vor allem in minimalistischer Hinsicht!

Kati

Gerade beim Umzug hab ich gemerkt, wieviel Zeug ich doch noch mit rumschleppe, was ich eigentlich nicht brauche. Vor allem die vielen Bücher haben mich und meine Umzugshelfer genervt – da knapp die Hälfte davon ungelesen ist, wirds wirklich Zeit, das mal anzugehen! Nach dem Lesen darf der Großteil davon wahrscheinlich in den örtlichen Bücherschrank – aufbewahren will ich nur noch die, die mich zu 100% überzeugen, und das sind meistens doch recht wenige.

Ebenso aufbrauchen will ich meine Massen an Körperpflegeprodukten, die ich immer noch habe und die immer noch zwei Fächer bzw Schubladen einnehmen – zum wegwerfen sind die zu schade, meine Schwester und Bekanntenkreis braucht nach diversen Aussortieraktionen wirklich auch keine mehr, also bleibt mir nichts anderes übrig als exzessives Aufbrauchen ;) Bis zum Ende nächsten Jahres will ich keine vollgestopfte Schublade mehr haben.

Punkt Nummer 3 wird wohl die Wohnungsgestaltung und -optimierung werden – inzwischen bin ich angekommen und fühle mich ganz wohl, aber es herrscht auf der einen Seite zuviel Chaos – Putzen und Aufräumen dauert für mich als vorher nur 1-WG-Zimmer-Gewohnte wirklich ewig! – und auf der anderen Seite fehlen immer noch etliche Dinge zur allgemeinen Wohn-Behaglichkeit :) Mit begrenztem Studentenbudget wird das sicher nicht so einfach. An dieser Stelle will ich auch gerne noch auf einen Post der Sofaheldin hinweisen – Minimalismus heißt für mich nämlich nicht, karg zu leben ;)


Liz

Ich habe mir für das Jahr 2015 die Änderung einer ganz grundlegenden Sache vorgenommen: einfach machen! Denn ich denke in der Regel zu viel nach und schiebe zu viel vor mir her. Selbst kleine Sachen bleiben oft unnötig lange liegen. „Das mache ich morgen!“ „Das mache ich wenn ich xy gekauft habe.“ Schluss damit. Und gerade im Hinblick auf meinen bevorstehenden Uniabschluss wird es bitter nötig sein, sich ein bisschen am Riemen zu reißen und einfach mal zu machen statt Ausreden zu suchen.

Eine weitere Baustelle, die ich nun angehen möchte ist, ganz ähnlich wie bei Kati, das Aufbrauchen und Benutzen von Kosmetik und Körperpflegeprodukten. Ich habe zwar eigentlich nicht viel Kosmetik und Pflegeprodukte, aber ich benutze sie auch immer seltener, sodass vieles einfach nur herumsteht und langsam nicht mehr verwendbar wird. 2015 wird also vieles aufgebraucht!

Dori

Für das neue Jahr habe ich mir einiges vorgenommen und alles dreht sich sprichwörtlich ums „Wohlfühlen“:

Ich möchte, genauso wie Kati, meine neue Wohnung gemütlicher und wohnlicher gestalten. Da ich mir die Wohnung bald mit meinem Herzblatt teile und er einige Möbel und Sachen mitbringen wird, ist hier noch etwas Geduld gefragt. Außerdem will ich weiter an meiner Wohlfühl-Garderobe arbeiten, also mich von Sachen trennen, die nicht wirklich zu mir passen und neue Teile dazuholen, die meinen Stil perfekt wiederspiegeln. Zum Wohlfühlen gehört bei mir auch, wieder mehr auf meine Ernährung zu achten und mein Wunsch-Wohlfühl-Gewicht zu erreichen :)

Außerdem habe ich mir vorgenommen, mich beruflich zu verbessern und mich auch hier wohlzufühlen. Und ein Buch schreiben will ich auch! Und eine tägliche Challenge habe ich auch noch, nämlich die tägliche Ode schreiben.