Artikel
12 Kommentare

Buchvorstellung: „Magic Cleaning“

Da dieser Blog nicht nur unterhalten, sondern auch aktiv Hilfestellung beim Minimalisieren leisten soll, möchten wir euch in der Rubrik “Ressourcen” in (un)regelmäßigen Abständen Bücher, Blogs und Websiten vorstellen, die sich mit dem Thema Minimalismus und allem, was so dazugehört, beschäftigen. 1.

***

Heute möchte ich euch das Buch “Magic Cleaning” von Marie Kondo vorstellen. In diesem Buch geht es nicht etwa um eine wundersame Methode zum magischen Hausputz, sondern – wie sollte es anders sein – um das Aufräumen und Entrümpeln. Dabei hat die Autorin ihre ganz eigene Aufräumstrategie entwickelt, die sie  als “KonMari” Methode bezeichnet, und die, zumindest ihrer Meinung nach, die “einzig richtige” effiziente Form des Ausmistens und Ordnung haltens darstellt. Diese Methode wird mit vielen Beispielen und Erklärungen in dem Buch beschrieben.

Ich muss ehrlich zugeben, durch den ersten Teil des Buches habe ich mich etwas durchgequält. Es ist in meinen Augen schon fast amüsant zu lesen, wie sehr die Autorin von sich und ihrer Methode überzeugt ist und – fast erinnert es an die Werbung für ominöse Diät-Pillen – geradezu in Lobeshymnen darüber ausbricht. Untermalt wird das Ganze mit wunderbar werbewirksamen schwarz-weiß Beispielen von Menschen, die zuvor im Chaos versunken sind und nur dank der KonMari Aufräummethode nun ein wunderbar ordentliches Zuhause ihr eigen nennen. Natürlich nicht, ohne zu erwähnen, dass alle anderen Methoden des Aufräumens und Entrümpelns absolut nutzlos seien.

Wenn man jedoch mit ein wenig Humor über die ersten Seiten hinwegliest, kommt man zu dem eigentlich interessanten Teil: Die Aufräummethode selbst. Nachdem ich das Buch zu Ende gelesen hatte, bin ich zwar nicht zu der gleichen Auffassung gekommen, dass eben diese Methode die einzig Wahre ist, allerdings habe ich viele interessante Anregungen und Denkansätze mitgenommen, über die es sich meiner Meinung nach lohnt, mal nachzudenken. Ich werde im Folgenden einige Ansätze vorstellen, sodass sich jeder ein eigenes Bild davon machen kann:

  1. Jeden Tag ein bisschen aufräumen bringt nichts.

Interessant: Die Argumentation läuft darauf hinaus, dass man mit dieser Methode nie “fertig” wird. Wenn man jeden Tag ein bisschen macht, kann man gleich wieder von vorn anfangen, wenn man am “Ende” angekommen ist. Laut Marie Kondo ist es allerdings tatsächlich das Ziel, einmal komplett aufzuräumen, sodass dieser ordentliche Zustand “wie von selbst” beibehalten wird.

  1. Nicht Zimmer aufräumen, sondern Dinge.

Dieser Vorschlag gefällt mir sehr gut, auch wenn man auf den ersten Blick denkt, “ist doch klar!”. Aber ist es das? Anstatt des Aufräumens im Wohnzimmer sollte man sich lieber Kategorien auswählen, wie zum Beispiel “Bücher”, “Schuhe” oder “Schals” und alle Dinge zusammensuchen, die dazu gehören. Klar kann man sagen, dass man die gleichen Dinge doch meistens zusammen aufbewahrt. Genau das ist auch das Ziel der KonMari Methode, die Realität zeigt jedoch häufig etwas anderes. Oft finden sich Dinge der selben Kategorie an unterschiedlichen Orten. Sei es, weil es so “praktisch” ist, oder aber weil wir selbst den Überblick verloren haben.

  1. Die Entscheidung: Behalten oder weg?

Ein essentieller Bestandteil des Entrümpelns ist natürlich die Frage, nach welchen Kriterien man entscheidet, ob man etwas behält oder doch weg gibt. Hier finden sich zwei wichtige Punkte:

  1. Erst einmal alle Teile einer Kategorie aus dem Schrank räumen und an einem Ort versammeln. Wichtig ist, dass man klar vor sich sieht, wie viele Dinge man besitzt und dass man jedes Teil einzeln in die Hand nehmen muss.
  2. Die entscheidende Frage ist: Macht es mich glücklich? Nur solche Dinge werden behalten. Ziel ist es, einen Schrank voller Lieblingsteile zu besitzen. Wenn wir ehrlich sind hat doch wohl jeder von uns einige Teile, die ein paar “Macken” haben: Hier dieses T-Shirt was so eine tolle Farbe hat, ABER ein bisschen kurz ist. Dort die Lieblingsjeans, die ABER seit einiger Zeit am Bauch doch ein wenig kneift. Fazit: Alles, worin wir uns nicht hundertprozentig wohl fühlen und was uns JETZT GERADE nicht passt, gefällt und steht, muss weg. Diese Dinge machen uns im Endeffekt ja doch nicht glücklich und das Ziel war es ja, nur noch Lieblingsstücke zu besitzen.

Klar, kann man sagen, machen mich meine Socken nicht “glücklich” in dem Sinne. Aber trotzdem gibt es doch meistens welche, die man irgendwie lieber mag als andere. Nur diese sollte man dann eben auch behalten.

  1. Die Reihenfolge macht’s

Die Reihenfolge der auszumistenden Kategorien stellt nach Auffassung der Autorin ein entscheidendes Kriterium für den Erfolg der ganzen Aktion dar. Hier sollte man mit Dingen anfangen, von denen man sich leichter trennen kann. Sie schlägt vor, ganz allgemein mit Kleidung zu beginnen, hier getrennt nach “Oberteilen”, “Unterteilen”, “Jacken”, “Unterwäsche”, “Taschen”, “Kleinteilen” und “spezielle Kleidung”, ”Taschen” und “Schuhen” und zwar in ebendieser Reihenfolge. Danach folgen Bücher, Unterlagen, Kleinkram und als letztes Erinnerungsstücke, von denen es sich (meistens) besonders schwer fällt zu trennen. Wenn wir dann schon “Übung” im Ausmisten haben, fällt vieles leichter.

  1. Kleidung zusammenlegen mal anders

Marie Kondo schlägt hier eine auf den ersten Blick etwas seltsam anmutende Methode vor, wie man T-Shirts und Co. zusammenlegen und aufbewahren sollte: Nämlich “stehend”. Das bedeutet konkret, dass man zum Beispiel ein Shirt so faltet, dass man es hochkant in eine Schublade “stellen” kann.  Hier behauptet sie, dass wir es automatisch “spüren”, wie ein Kleidungsstück zusammengelegt werden “möchte”. Keinesfalls sollte man T-Shirts einfach zusammengefaltet auf einen Stapel legen.

Na klar, gegen das Aufstapeln spricht natürlich, dass die unteren Shirts dann ziemlich platt gequetscht werden und es häufig zum Chaos kommt, wenn man gerade das unterste Teil herausziehen möchte. Trotzdem bin ich noch nicht restlos von der neuen Methode überzeugt, vor allem, da sie für mich einfach unpraktikabel ist (ich habe keine Kommode mit Schublade und werde auch sicher keine kaufen…) Ansonsten fände ich es durchaus interessant, das mal auszuprobieren. Falls das jemand mal versucht, berichtet doch gerne in den Kommentaren :)

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Es folgen noch viele weitere größere und kleinere Tips, wie man beim Aufräumen und Entrümpeln vorgehen sollte, damit eben die neue Ordnung auch beibehalten wird. So sollte zum Beispiel jedes Ding einen festen Platz in der Wohnung haben, zu dem es immer wieder zurück kehrt. Verpackungen und Etiketten sollte man gleich entsorgen und sogenannte “Ordnungshelfer” sind in den meisten Fällen überflüssig. Interessant (wenn auch anstrengend) finde ich auch den Ansatz, jeden Abend die KOMPLETTE Tasche auszuleeren und jedes Teil an seinen festen Platz zurück zu bringen. Ein bisschen “esoterisch” angehaucht wirkt die Aufforderung, all seinen Dingen nach Benutzung für die gute Arbeit zu danken.  Aber auch wenn man beschließt, ein Teil weg zu tun, sollte man daran denken, dass jedes Ding, was wir besitzen, einen bestimmten Zweck erfüllt (hat). Selbst wenn es der Fehlkauf von Pullover war, den wir am Ende doch nie getragen haben. Sein “Zweck” war es dann eben und zu zeigen, dass uns rot einfach nicht steht…

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

Damit bin ich am Ende meiner Buchvorstellung angelangt und hoffe, einen groben Einblick gegeben zu haben, sodass jeder für sich selbst entscheiden kann, ob das Buch etwas für sie / ihn ist, oder eben nicht.

Ich selbst finde es durchaus empfehlenswert, sofern man sich nicht allzu sehr an dem zum Teil doch etwas selbstgefälligen Ton des Schreibstils und den zum Teil doch etwas, nennen wir es “spirituellen” Gedankengängen, stört. Wieviele Ideen daraus man am Ende umsetzt, sei dann natürlich jedem selbst überlassen.

Viel Spaß beim Lesen!

~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~~

1. Disclaimer: Die Ressourcen, die wir hier vorstellen, haben wir ausgewählt, weil wir sie selbst als nützlich empfinden und sie uns auf unserem Weg zum Minimalismus geholfen haben. Wir erhalten keinerlei Prozente aus Verkäufen oder sonstige Gewinnbeteiligung, z. B. über Werbeeinnahmen.

Dieser Artikel ist von Bianca. Sie hat 2014 für die Minimalistenfreun.de geschrieben.

12 Kommentare

  1. Ich mag dieses Buch sehr gerne eben weil es auch ein wenig zum lachen/schmunzeln ist.
    Meine Shirts habe ich jetzt schon längere Zeit nach dieser Methode verstaut und es stimmt wirklich das sie weniger Falten haben (auch ich habe keine Laden, sondern einen ganz normalen Schrank mit Regalen) Bei mir stehen die Shirts in durchsichtigen Boxen. Also probieren würde ich es auf jeden Fall mal ;-)

    Antworten

  2. Bei den Ordnungshelfern und den Tshirts hat die gute Dame sicher recht – Schachteln kann man halt doch mehr als genug haben und die Tshirts werden öfter alle getragen, statt immer nur die obersten, wenn man an alle gleich gut rankommt. Ich überlege zur Zeit sogar, mir noch 1-2 Schubladen für Pullis in den Schrank einzubauen, ob diese auch stehend zu ordnen :)

    Antworten

  3. „Ziel ist es, einen Schrank voller Lieblingsteile zu besitzen“ – also das klingt toll, sowas hätte ich auch gerne.

    meine T-Shirts staple ich leider auch, die untersten trage ich selten, weil mir das Herausziehen zu mühsam ist bzw. ein Chaos verursacht oder ich einfach keinen Überblick habe, was ich denn alles habe und wo im Stapel das eigentlich liegt. Ist schon irgendwie echt unpraktisch und „Stehend“ Tshirt lagern? Wie das wohl funktioniert? Irgendeine bessere Lösung als jetzt brauche ich jedenfalls mal..

    Antworten

  4. Ach, die Idee mit dem täglichen Entrümpeln der Tasche finde ich gar nicht so abwegig. Wenn ich dran denke, wie überraschend schnell meine sich im Laufe der Tage zumüllt :-O. Aber ich denke, einmal pro Woche würde schon ausreichen.

    Danke für die ausführliche Buchvorstellung – und einen tollen Blog habt ihr da auf die Beine gestellt!

    Aufgeräumte Grüße
    Britta

    Antworten

  5. Ich habs noch nicht gelesen, aber interessant schon ein wenig daraus zu hören. :-)

    Ich hab es für mich im Schrank so gelöst:
    Tshirts hängen an der Stange, da diese meist Motive haben und ich so durchzappen kann und sehe, was wo drauf ist. Außerdem trage ich das am häufigsten und die machen beim „Unten rausziehen“ dann auch am schnellsten den Stapel kaputt. :D
    Hosen liegen gestapelt, da man da schnell einen Überblick kriegt (die erkennt man ja meist an der Farbe) und die Stapel werden auch wenn man eine unten rausholt nicht so schnell unordentlich.
    Pullis liegen ebenfalls gestapelt, evtl. passen die aber demnächst noch mit an die Stange, ebenso Überziehjacken.
    Und Röcke hänge ich auch auf, aber nur, weil die so schlecht faltbar sind. (vor allem Tüllröcke, die poofen den Haufen auseinander :D )

    Antworten

  6. Sehr gute Buchvorstellung zu einem tollen Buch :)

    Ich habe meine Shirts auch an Bügeln an einer Stange hängen und bin damit sehr glücklich :)

    Antworten

  7. Ich hab das Buch auch gelesen und muss ehrlich sagen, dass du die Inhalte besser auf den Punkt bringst, als es Marie Kondo selbst geschafft hat, zumal sich die Autorin m.E. zu sehr in der Selbstdarstellung verliert, wodurch ihre Tipps zu esoterisch und schwammig rüber kommen. Schade, denn die meisten Ansätze sind tatsächlich sehr nützlich. Ich interpretiere sie so:

    Zu 1. – wenn man ein Mal richtig beherzt ausmistet, reibt man sich nicht immer wieder aufs Neue an den selben Sachen auf, ohne dabei deutlich voran zu kommen.
    Zu 2. – wenn man alle gleichartigen Dinge zusammenträgt und nach dem Ausmisten an einem einzigen Ort aufbewahrt, verliert man nicht den Überblick.
    Zu 3. – instinktiv hat man einen ehrlicheren Bezug zu den Dingen, als es einem der Verstand einredet. Wobei man den Verstand vielleicht nicht völlig außen vor lassen sollte.
    Zu 4. – wenn man den Schwierigkeitsgrad steigert, steigert man damit auch die Erfolgsquote (muss m.E. nicht die Reihenfolge von KonMari sein, es fehlen dort auch Bereiche, die ich nicht alle mit „Kleinkram“ abtun würde).
    Zu 5. – man sollte sich von Gewohnheiten frei machen und auch mal neue Möglichkeiten für sich ausprobieren, auch wenn sie zunächst absurd erscheinen. T-Shirts zu stellen, funktioniert bei mir zwar nicht, weil ich nach Farben getrennt wasche und zu große Lücken entstehen, aber ich habe dafür andere Gewohnheiten durchbrochen und damit auch die Sicht auf die Dinge und den Bezug zu ihnen verändert.

    Antworten

  8. Ich habe letztes Jahr dank Marie Kondo ungefähr eine Autoladung voller Bücher, Klamotten, Gegenstände aus meinem Haus getragen. Und das mit Freude. Mich hat der persönlich gehaltene Stil des Buches ziemlich schnell in den Bann gerissen. Wäre es sachlicher geschrieben worden, hätte es mich vielleicht nicht so „gepackt“.
    Zu den Pullis und T-Shirts: Die Blusen/ Röcke/ Jacken habe ich dafür einfach höher gehängt, so dass ich die oberen Regale unten einbauen konnte. Dann habe ich mir Plastikkisten oder Kartons in den Schrank gestellt, die ich einfach „rausziehen“ kann. Seitdem stehen meine Pullis und T-Shirts senkrecht und es ist Super einfach, an alle dran zu kommen und ich habe innerhalb von Sekunden einen Überblick. Man darf nur nicht den Fehler machen, zu viel in einer Reihe hintereinander zu „stopfen“, dann sind sie nämlich genauso verkrumpelt wie beim Aufeinanderstapeln. Aber ich lerne dazu :-)

    Antworten

  9. Ich habe im Zug vom Weihnachtsfest meiner Mutti zu mir nach Hause spontan das ebook gekauft und sofort gelesen. Mir gefällt das Buch gut und obwohl die meisten Theorien ja bekannt sind, ist es hilfreich. Ich habe im Laufe des Jahres schon viel ausgemistet, bin aber noch unzufrieden. In den letzten 3 Tagen habe ich noch einiges geschafft, selbstgebrannte CDs und DVDs, Socken und Wäsche, Deko, einen Sack voll Klamotten und einen Karton Bücher. Ich könnte vielleicht noch mehr schaffen, aber oft kommt mir der Gedanke an den finanziellen Wert dazwischen. Schrecklich, weil es ja nicht darum gehen sollte. Ich habe auch kein Auto und kann die Sachen nicht zu Sammelstellen fahren. Aber ich werde weitermachen und freue mich schon aufs Ergebnis :) Viele Grüße Kerstin

    Antworten

  10. Hallo :)
    Wusste ich doch, dass es hier einen Beitrag zu dem Buch gibt! Ich habe es jetzt auch endlich mal gelesen und mag es wirklich gerne. Danke für den Tipp. :)

    Herzliche Grüße
    Ines von Buchpuzzle.de

    Antworten

  11. Hi,

    ich hab das Buch schon halb gelesen und mir gefällt es sehr gut. Nahöstliches Gedankengut ist mir dank Meditation ohnehin vertraut und mir gefällt es (auch wenn ich es seltenst praktiziere) mehr in Bezug zu meiner Umwelt zu leben – und auch zu den Gegenständen die ich nutze. Achtsamkeit ist hier das Schlüsselwort. Tu ich leider selten. Darum: Danke für die Erinnerung :-)

    Fürs Buch gilt: Lesen und TUN! Es lohnt sich.

    Antworten

  12. Mit KonMari hat bei mir ein Wandel angefangen, dem ich immer noch auf der Spur bin … Wir haben 3 kleine Jungs, deshalb geht es in unserem Leben eher um Haltung und Eingrenzung, als um Minimalismus.
    Aber ich selbst habe ca. 50cm Kleiderstange mit Blusen etc. und 2 Ikeaschubladen (ich glaube 80cm breit) mit allen anderen Kleidungsstücken — gepackt nach KonMari. Es reicht völlig aus!
    Mein Mann hat genau soviel Platz wie ich für seine Klamotten (er belegt die beiden unteren Schubladen der Kommode) und wir wurden schon öfter gefragt, wo wir denn unseren Kleiderschrank hätten.
    Daher: Ich kann das Buch empfehlen (trotz der Selbstbeweihräucherung der Autorin) und ebenfalls ihre Tipps für Kleidung (Aussortieren und Unterbringen).

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.