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Anti Capsule Wardrobe: 100 Teile für die Ewigkeit

Es gibt die verschiedensten Modelle der Capsule Wardrobe: 33 Teile für 3 Monate, 10 Teile für einen Monat oder einfach die Teile, die du zu tragen liebst. Das sind alles Ansätze, die mir gefallen und auch eine Capsule Wardrobe für den Berufsalltag wäre schön, doch mit meinem Kleiderschrankinhalt und meinem Hang zum Regeln missachten hat das leider alles nicht geklappt. Was ich habe, ist eine Anti Capsule Wardrobe. Noch was bedeutet das genau?

Was ziehe ich an? (Bild: Jeff Sheldon)

Ich besitze insgesamt ca. 100 Kleidungsstücke. Mit jedem einzelnen Socken wird die Zahl noch etwas höher geschraubt, doch ansonsten ist alles mit drin: Jacken, Wintermantel, Schals, Oberteile, Jogginghose, Sportzeug, Schlafzeug. Fancy Leggings und ein Kleid, das ich bisher nur einmal trug, sind auch dabei. Und daraus ergeben sich natürlich unzählige Kombinationsmöglichkeiten, die mich in meinem Leben begleiten.

Was bedeutet das?

Das bedeutet: Ich habe zu jeder Zeit meine gesamte Kleidung zur Verfügung und schränke mich durch nichts ein. Ich ziehe einfach alles an. All meine Kleidungsstücke sind das ganze Jahr über in meinem Schrank – dünne Sommerblusen wie dicke Winterjacken. Schuhe, die ich gerade nicht anziehe, verstaue ich in Schuhkartons, die sich auch in meinem Schrank befinden.

Ok, werden jetzt einige sagen. Das habe ich auch. Das nennt sich „Kleiderschrank“. Was ist jetzt das besondere daran?

Befreie dich vom Entscheidungsdruck

Der Unterschied zu all den Capsule und Restricted und Basic Necessity Wardrobes ist, dass ich mir einfach keine Gedanken mehr um meine Garderobe mache, denn das muss ich auch nicht: Es passt einfach alles zusammen und ich ziehe auch alles gern an.

Klar, die eine Hose ist wirklich super und die andere nicht so, aber die etwas unbeliebtere ist halt wärmer und robuster, also ziehe ich sie an, wenn es unter null Grad oder mir morgens einfach kalt ist. Oder zum Wandern, wo man sich mal schmutzig machen kann. Nur weil ich sie etwas weniger lieb habe, ersetze ich sie nicht sofort und suche nach Alternativen. Auch wenn das kleine Optimierungsstimmchen in meinem Kopf liebend gern shoppen gehen würde, so lasse ich doch alles so wie es ist und erfreue mich an den ein, zwei anderen Hosen, die ich mehr mag.

Deine eigene Anti Capsule Wardrobe

Um eine eigene Anti Capsule Wardrobe zu kreieren und in Zukunft keinen einzigen Beitrag mehr zum Thema Capsule Wardrobe lesen zu müssen, gehst du wie folgt vor:

  • Sichten: Bestandsaufnahme – und zwar richtig! Räume alles aus deinen Schränken, Kommoden, Schubfächern, von Kleider- und Türhaken auf den Boden oder dein Bett. Da wird – sofern du in diesem Bereich nicht allzu minimalistisch bist – eine Menge zusammen kommen. Selbst 40 Teile (und das empfinde ich als wenig) sehen – auf einen Haufen geworfen – nach sehr viel aus!
  • Freude: Betrachte den Berg voller Klamotten und freue dich, dass du so viele schöne Kleidungsstücke hast!
  • Achtsamkeit: Wenn du in die Versuchung kommst, dir ein neues Teil zu holen (diese Versuchung gibt es nur zu oft!), dann rufe dir in Erinnerung, was du alles schon hast und frage dich, ob du das neue Teil unbedingt brauchst. Sei achtsam, woher das Kaufbedürfnis stammt. Lass dich nicht übermannen von Ängsten, Sorgen, Unzufriedenheit und Unglücklichsein. Sei einfach achtsam und kaufe nichts.
  • Fokus: Lies nichts mehr zum Thema Kleidung, Capsule Wardrobe, Idealismus und Perfektion. Fokussiere dich auf andere, viel wesentlichere Themen und versuche dieses Jahr einfach mal, nur Sachen zu kaufen, die du wirklich brauchst. Brauchen ist hier im Sinne von „ich habe keines mehr von dieser Sorte, brauche es aber täglich und komme nicht umhin, es zu besorgen“. Und glaub mir, man kann ziemlich lange ohne etwas auskommen, von dem man dachte, man braucht es.

Sei fröhlich mit mehr Zeit, mehr Geld und weniger unnützen Entscheidungen à la „Was ziehe ich heute nur an?“ oder „Soll ich es mir kaufen oder nicht?“. Meistens ist „Oder nicht.“ die richtige Entscheidung.

Veröffentlicht von

Mein Name ist Dori und ich bin mitten in meinen goldenen Zwanzigern ;) Meine Zeit vertreibe ich mir – nach 5 Jahren Studium in Dresden und Merseburg – mit arbeiten und leben in Frankfurt am Main. Ich schreibe und lese sehr, sehr gern und bin seit etwa 3 Jahren dabei, einen minimalistischen Lebensstil zu kultivieren. Was das ganz genau heißt, möchte ich euch in meinen Posts hier auf www.minimalistenfreun.de gern näher erläutern. Ich beschäftige mich sehr gern mit Design und Sprache, lese gern Blogs zum Thema Architektur und Innendesign/Interieur, außerdem koche ich leidenschaftlich gern – backen ist auch okay ;) Ich liebe es, zu improvisieren und leckere Sachen zu kochen. Am liebsten habe ich dann auch Besuch und bin gern die Gastgeberin einer kunterbunten Runde von lieben Menschen. Eins meiner viel zu wenig ausgeübten Hobbies ist das Nähen – denn Kleidung und Mode ist für mich ein sehr wichtiges Thema, um sich selbst auszudrücken. Ich setze mich gern damit auseinander, meinen Stil zu definieren und ihn mit Kleidung zu verstärken. Dabei möchte ich Wert darauf legen, dass die Sachen, die ich trage, fair produziert wurden und eine hervorragende Qualität haben. In meinen Blog-Posts wird es unter anderem auch um meine Challenge für 2014 gehen, nur Kleidung, Schuhe und Accessoires aus Second Hand und/oder fairer Produktion zu kaufen! :)

10 Kommentare

  1. Ist bei mir ganz genau so! Ich habe in den letzten zwei Jahren vier oder fünf Mal aussortiert und habe nun einen Schrank, in dem nur Sachen hängen, die ich mag und die mir ganz viele Kombinationsmöglichkeiten bieten. Ich trenne auch nicht nach Saison, weil fast alle Teile ganzjährig funktionieren. Und ich möchte mich auch nicht an eine feste Zahl binden, die sich irgendjemand ausgedacht hat, weil er sie schön findet. Ich hab bestimmt mehr als hundert Teile, aber ich mag sie alle. Das ist mein Minimalismus :)

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  2. Hallo Dori,

    dass man die Capsule Wardrobe nur auf einen bestimmten Zeitraum begrenzt, aber die übrige Kleidung ja trotzdem noch hat, macht die Idee für mich auch etwas madig.

    Ich versuche trotzdem mit möglichst wenig Stücken auszukommen, denn es ist einfach nur begrenzt Platz. Und ich ziehe wirklich alles an, was ich noch habe. Was nicht, geht. :)

    Lieber Gruß,
    Philipp

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  3. Das mit dem Entscheidungsdruck trifft wohl all unsere Lebensbereiche. Social Media, Marmelade, TV-Programme, 1000 Bücher … Ich denke sogar, dass uns diese Vielfalt regelrecht lähmt.
    Schöner Beitrag. Oder nicht? :-)

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  4. Geht mir auch so. Den Wintermantel lagere ich mal im Keller ein, aber alles andere ist ganzjährig. Die Shirts ziehe ich im Winter drunter, die Pullover habe ich an kühlen Sommerabenden gern griffbereit.

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  5. Habe die Ehre!!!
    Fokus-das scheint ein wichter Punkt zu sein. Ich hab gerade fast mehr Blogartikel offen übers Kleidung minimalisieren als ich passende Kleidungsstücke habe…. sollte es irgendwann wirklich mal abschließen, nichts mehr lesen, Ordnung einfach beibehalten und fertig.
    Danke und Grüßeles
    Trisa

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  6. Schöner Eintrag! Ich finde die Fixierung auf eine Zahl oder Saison auch recht schwierig. Besonders die Ansicht, dass man eben nicht alles „Unschöne“ ersetzen kann oder muss, finde ich total richtig. Ich habe deinen Beitrag mal in meinem neuen Artikel verlinkt, der morgen online geht!
    Ganz liebe Grüße und weiter so,
    Sabine

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    • Hallo Sabine,
      oho, vielen Dank für die Verlinkung – da freu ich mich :)

      Übrigens, kleines Update:
      Mein Kleiderschrankinhalt wurde soeben für die kalte Jahreshälfte gepimpt und ich habe mir wollene Wäsche zum Drunterziehen gekauft. Ich habe die ersten kälteren Tage ohne verbracht und mit jedem Tag, an dem ich entweder zu warm oder zu kalt angezogen war, wuchs mein Wunsch nach Wollwäsche. Nun habe ich sie und bin super angenehm angezogen und habe definitiv richtig investiert :)

      Und: So sehr ich es auch im Beitrag gepredigt habe – es fällt mir schon echt schwer, mich nicht mit Kleidung und Mode auseinanderzusetzen. Ich habe halt meine Phasen…
      Morgen geht’s nach Paris und ich werde mir gucken, anfassen und ggfs. auch anschaffen erlauben :)

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  7. Vllt sollte man von dem Haufen Kleidung, den man vor dem aussortieren, aus dem Schrank geholt hat, ein Bild machen.. und dann immer, wenn man in Versuchung kommt, etwas Neues zu kaufen.. das Bild anschauen.. ich denke, das wäre eine gute Möglichkeit weiteren (unnötigen) Konsum einzuschränken..

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