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Wie viel Wohnraum ist genug?

Bedingt durch Beruf und Unternehmungen und Reisen sind wir vielleicht gar nicht so oft in unserer Wohnung, doch trotzdem gibt unser Wohnraum uns im besten Fall ein Gefühl von Heimat, Sicherheit, Schutz, Geborgenheit und ist ein Stück von unserem Ich zum Anfassen, Reinsetzen und Dekorieren.

Eine Wohnung oder ein Haus ist eine Rückzugsmöglichkeit von der Außenwelt. Hier kann man die Türen und Fenster schließen und für sich sein, Privatsphäre genießen. Man kann sich ausruhen, Aktivitäten nachgehen, sich mit sich selbst beschäftigen oder Freunde einladen. Man lebt, liebt, lacht. Und all diese Aktivitäten bedürfen Platz. Die große Frage ist: Wie viel Wohnraum ist genug?

Gemütlicher Wohnraum (Bild: Annie Spratt)

Wie viel Wohnraum braucht man laut Gesetz?

Die Definition einer Wohnung laut BGB:

Wohnung i.S.v. Art. 13 I GG ist jeder Raum, den der Einzelne der allgemeinen Zugänglichkeit entzieht und zum Ort seines Lebens und Wirkens bestimmt.

Im Steuerlexikon heißt es außerdem zur Mindestgröße einer Wohnung:

Die Wohnung muss eine bestimmte Mindestgröße aufweisen. Ausreichend sind bei einer Wohnung in einem Ein- oder Zweifamilienhaus 23 qm (BFH, 20.06.1985 – III R 71/83, BStBl II 1985, 582 und BFH, 04.07.1990 – II R 74/87, BStBl II 1991, 131). Bei einem Appartement in einem Alten- oder Wohnheim reichen ggf. bereits 20 qm Wohnfläche (BFH, 30.04.1982 – III R 33/80, BStBl II 1982, 671).

Ist die Menge an Wohnraum also objektiv messbar? Sind 23m² pro Person großzügig und ausreichend bemessen? Wie sieht das bei Babys, Kinder, älteren Menschen oder Menschen mit Behinderung aus? Ich denke, dass „genug Wohnraum“ nicht nur eine Sache der Zahlen und Fakten ist, sondern höchst subjektiv wahrgenommen wird.

Wie viel Wohnraum braucht man wirklich?

Mit einem Partner zusammenzuleben gelingt oft auf kleinerem Raum als mit einem WG-Mitbewohner, den man nicht gut leiden kann. In einer eher unfreiwilligen Wohngemeinschaft freut man sich über jeden Quadratmeter, auf den man sich zurückziehen kann.

Außerdem ist der Grundriss der Wohnfläche sehr wichtig: Gibt es offene Bereiche, können Zimmer verschlossen werden. Und wie sind die äußeren Gegebenheiten der Wohnung: Können Passanten von außen in die Wohnung blicken oder sind die Wände hellhörig? Gibt es einen Balkon, eine Terrasse, einen Garten?

Die Rückzugsmöglichkeit in einen ganz privaten, eigenen Raum ist sehr wichtig für einen Menschen. Das habe ich gemerkt, als mir die 50m² Wohnraum (verteilt auf 2ZKB) nicht mehr ausreichten, welche ich mit meinem Freund bewohne. Durch eine lange Pendelzeit (im Zug ohne Privatsphäre) und eine 40h-Woche verbleiben mir – neben dem Schlaf – kaum Stunden in meiner eigenen Wohnung. Wenn ich mich dann beim Kochen und anderen kreativen Tätigkeiten entfalten möchte, ist mir der Platz einfach zu klein. Wenn ich an meinem Arbeitsplatz im Wohnzimmer sitze und mein Freund auf der Couch etwas macht, dann wünsche ich mir die Möglichkeit, separat arbeiten zu können. Unser Schlafzimmer gibt leider keine Möglichkeit her, um gut zu arbeiten un dhat leider auch kaum Gemütlichkeitswert.

Eigentlich dürfte ich mich bei 23m² pro Person zu zweit mit meinem Partner in einer 50m²-Wohnung eigentlich nicht beschweren. Trotzdem haben wir uns nun zu einem Umzug in eine größere Wohnung entschieden. Für uns ist der Wohnraum nicht ausreichend – obwohl wir nicht viele Dinge oder Krimskram besitzen. Das Experiment „zu zweit in einer 2ZKB“ war für – und mit – uns nicht erfolgreich. Zumindest nicht dauerhaft. Wir sind froh, schon bald ein drittes Zimmer und ingesamt 85m² Platz zu haben.

Viel oder wenig Platz?

Wenig Raum zu besitzen, kann man aber auch positiv sehen. Oder doch eher negativ? Wie sieht es in Deutschland aus?

Wie sieht es bei euch aus – wie viel Wohnraum steht euch zur Verfügung? Wohnt ihr in einem Haus mit 200m² oder seid ihr ein Nomade und habt gar kein „festes Zuhause“? Wie sind eure Erfahrungen mit dem Zusammenwohnen – mit Partnern, Freunden, Fremden, einer Kommune?

Würdet ihr an eurer aktuellen Situation gern etwas ändern oder seid ihr zufrieden? :)

Veröffentlicht von

Mein Name ist Dori und ich bin mitten in meinen goldenen Zwanzigern ;) Meine Zeit vertreibe ich mir – nach 5 Jahren Studium in Dresden und Merseburg – mit arbeiten und leben in Frankfurt am Main. Ich schreibe und lese sehr, sehr gern und bin seit etwa 3 Jahren dabei, einen minimalistischen Lebensstil zu kultivieren. Was das ganz genau heißt, möchte ich euch in meinen Posts hier auf www.minimalistenfreun.de gern näher erläutern. Ich beschäftige mich sehr gern mit Design und Sprache, lese gern Blogs zum Thema Architektur und Innendesign/Interieur, außerdem koche ich leidenschaftlich gern – backen ist auch okay ;) Ich liebe es, zu improvisieren und leckere Sachen zu kochen. Am liebsten habe ich dann auch Besuch und bin gern die Gastgeberin einer kunterbunten Runde von lieben Menschen. Eins meiner viel zu wenig ausgeübten Hobbies ist das Nähen – denn Kleidung und Mode ist für mich ein sehr wichtiges Thema, um sich selbst auszudrücken. Ich setze mich gern damit auseinander, meinen Stil zu definieren und ihn mit Kleidung zu verstärken. Dabei möchte ich Wert darauf legen, dass die Sachen, die ich trage, fair produziert wurden und eine hervorragende Qualität haben. In meinen Blog-Posts wird es unter anderem auch um meine Challenge für 2014 gehen, nur Kleidung, Schuhe und Accessoires aus Second Hand und/oder fairer Produktion zu kaufen! :)

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  1. Ich lebe mit meinem Freund in einer 56m2 2ZKB Wohnung und würden wir nicht wegen Schimmel ausziehen müssen, dann würden wir auch noch mit Baby bis ins Kleinkindalter dort wohnen bleiben.

    Meine Traumwohnung hat allerdings, dennoch 3 Zimmer und ist 60qm groß. Das extra Zimmer ist aber nicht für Rückzug sondern für den/die Kleine gedacht.

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  2. Hey Dori,

    darüber habe ich auch schon öfter nachgedacht. Ich wohne derzeit laut Mietvertrag auf 18qm. Der Bereich, den ich davon aber wirklich für mich habe, ist aber wesentlich kleiner.

    Das finde ich persönlich auch gar nicht schlimm. Als Nomade wechsele ich ohnehin recht häufig meinen Wohnraum. Manchmal sehne ich mir allerdings einen schallisolierten Raum herbei. Ich bin da aber auch recht empfindsam.

    Eine Kommune möchte ich mal noch probieren.

    Alles Liebe,
    Philipp

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  3. Ich finde es interessant, mit wie wenig Wohnraum Menschen auskommen können/wollen. Wie im Artikel beschrieben freue ich mich schon sehr auf den Umzug in eine größere Wohnung, wo mir dann (durch zwei geteilt) quasi 40m² allein zustehen. Ich denke, es kommt nicht nur auf die Größe des Wohnraums an, sondern auch sehr auf die Qualität. Wie Philipp sagte, ein schallisolierter Raum würde ihm sehr gut gefallen – so ähnlich geht es uns momentan auch mit unserer Wohnung. Es ist hellhörig und die Wände, die eigentlich eine Abgrenzung von der Außenwelt sein sollten, haben diese Funktion kaum. Da es eine Erdgeschosswohnung ist, sind auch Blicke in den Wohnraum möglich – das gefällt mir gar nicht. Die neue Größe der Wohnung gibt einfach auch Raum für unsere Lebensumstände, z. B. Sport zuhause zu machen, zu handwerken und zu basteln, gut zu kochen, zu dinieren und Leute einzuladen. Oder einfach stupide durchs Wohnzimmer tanzen, was ich sehr gern tue ;)

    Also, man nehme Wohnraumqualität und Lebensumstände und man erhält ganz unterschiedliche Anforderungen an den Wohnraum. Genau deshalb war es mir wichtig, diesen Beitrag zu schreiben.

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  4. Hallo Dori, eine Familie mit zwei kleinen Kindern wie bei uns kann mit 100 qm gut auskommen. Entscheidend ist der günstige Schnitt der Wohnung. Zwei mittelgroße Kinderzimmer, ein kleines Arbeitszimmer, etwas zu großes Schlafzimmer und ein Wohn-und Esszimmerbereich plus Küche sind ausreichend. Vor 100 Jahren zumindest kam man mit weniger Wohnraum aus, heute ist für eine 4köpfige Familie die Durchschnittsgröße 120 bis 150 qm. Zumindest die neueren Häuser sind oft größer, das ist meine Beobachtung. Bei Freunden ist das Wohnzimmer größer, dafür bei uns gemütlicher.

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  5. Hallo.
    Sehr interessant. Bei hartz4 stehen einem einzelnen 50m2 zu und jeder weitere 10m2. Ich habe 1 zkb mit 30m2 zur Verfügung. Bad, Küche und Flur extra das ist gut. Balkon gibt es auch.
    Im Gefängnis gibt es nur 9m2 pro Person mit Toilette.

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  6. Habe noch vergessen zu erwähnen: für eine 4köpfige Familie würde ich zwei Badezimmer empfehlen. Oder ein Badezimmer mit zwei Waschbecken. Bei uns wurde ein Badezimmer extra eingebaut, anstelle des oberen Flurs, eine gute Raumnutzung. Es kommen ja auch Gäste, manchmal sogar Übernachtungsgäste.

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  7. Wir leben zu viert auf 90qm in der oberen Etage im Haus meiner Schwiegereltern. Mein 4 Jähriger hat ein 23 qm großes Wohnzimmer, meine 1 JährigenTochter hat 15 qm von unserem Schlafzimmer abbekommen. Wir haben eine große Wohnküche und ein großes Bad. Im ausgebauten Keller hat mein Mann noch sein Büro. Noch reicht der Platz so völlig aus. Aber irgendwann wird meine Tochter ein eigenes Zimmer benötigen. Aber das hat erstmal noch Zeit :)

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  8. Ich finde die Frage sehr sehr interessant und angemessen.

    Vielleicht ist es auch eine Form des entgrenzten und räuberischen Lebensstils, wenn sich Menschen in 200 Quadratmetern vortrefflich einrichten und andere kein Dach über dem Kopf habe, oder zu viert in wenigen Quadratmetern wohnen. Ja, vielleicht auch ein Ausdruck unseres egoistischen und entfremdeten Daseins. Ein weites Feld.

    Ich könnte mir sehr gut vorstellen noch ein Zimmer (2 davon habe ich) abzugeben. Oder mit deutlich weniger Raum auszukommen. Danke für den Text.
    Liebe Grüße
    Astrid

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    • Wir würden es nehmen. Leben zu viert auf 40 m2 in 2 Zimmern und es ist echt eng. Leider haben wir auf dem Wohnungsmarkt als Musiker, Geringverdiener und mit Kindern momentan absolut keine Chance. :(

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  9. Interessant ist auch, wie sich das in den letzten hundert Jahren in Deutschland entwickelt hat. Im Durchschnitt haben wir immer mehr Platz für immer mehr Kram.

    Und zumindest in meinem Umfeld habe ich das Gefühl, dass die mit der größten Wohnung am lautesten jammern – weil sie von ihrem großen Einkommen auch mehr kaufen, mit dem Resultat „Ich hab nicht genug Platz und das Geld reicht nie“.

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  10. Wenn ich jetzt eine Prognose für die nächsten 50 bis 100 Jahre wage, kommt Folgendes heraus: die Klimaerwärmung schreitet voran, es gibt nicht nur Kriegs- und Wirtschaftsflüchtlinge, sondern auch Klimaflüchtlinge mit den Folgen, dass immer mehr Platz für Notunterkünfte gebraucht wird. Der derzeitige Trend müßte sich wieder umkehren: zurück zu kleineren Wohnungen und Häuser, zu kleineren Autos statt sprit- und platzfressenden SUVs, am besten Elektroautos, am besten so wenig Autos überhaupt, wie möglich. Unabhängig von schutzberechtigten Flüchtlingen sind jetzt schon Sozialwohnungen knapp, vor allem bezahlbare überhaupt. Einige Architekten plädieren wieder für die platzsparenden Wohnblocks…urgs, da denkt am an den ehemaligen Ostblocks, welche Trostlosigkeit. Aber clevere Architekten werden bestimmt dynamische und urbane Ideen entwickeln können, um den Herausforderungen der nächsten 100 Jahre gewachsen zu sein. Auch jeder einzelne von uns ist gefragt: wir sollten in der Tat vernünftig minimalisieren, soweit es geht :-)

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  11. Wir leben zu viert auf 55qm,bis vor einem Jahr hat mein Ältester auch noch bei uns gelebt.Ich schlafe im Wohnraum,in dem auch gegessen,gespielt,gelacht….wird.Wir haben auch nur ein einziges,kleines Bad,mit einem Waschbecken.Alles geht irgendwie.

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  12. Hi,
    mein Mann und ich leben auf einer 49qm Wohnung wir finden, da könnte ruhig noch ein Kind drin sein.
    Ich finde außerdem sowieso, dass Kinder kein Einzelzimmer brauchen.
    Wir wollen später mal 2 Kinder und wir glauben 55qm reichen dafür völlig. Man muss sich halt von manchen Gegenständen verabschieden, die unnötig sind und schauen, wie man Platz sparen kann. Es läuft alles xD

    Gruß
    Sara

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