Artikel
2 Kommentare

Minimalistisches Shopping oder: Kaufen wir gar nichts mehr?

Wir bezeichnen uns als Minimalisten, entrümpeln unsere Wohnungen, Kleiderschränke, PCs – also quasi unser ganzen materielles Leben – bis nichts mehr bleibt, könnte man meinen. Doch auch wir Minimalistenfreunde gehen shoppen! Nur weil wir unseren Besitz genau im Auge haben und uns beim Ausmisten Glücksgefühle durchströmen, heißt das nicht, dass wir nicht gern shoppen gehen. Wir machen das nur anders. Bedachter.

Der Kauf-Impuls

Jeder hat ihn. Jeder kennt ihn. Es ist so verdammt schwer, ihm zu widerstehen. Auch uns fällt es schwer, Dinge, die wir auf Anhieb Klasse finden, nicht sofort einzupacken und mitzunehmen. Schnäppchen, Sale, rote Prozentzeichen, Outlets… all das ist nicht leicht zu übersehen, wenn man Shoppen geht. Und der Mensch ist nun mal anfällig für schöne Dinge. Viele Bücher beschäftigen sich mit dem „Warum“ des Kauf-Impulses – wir nehmen erst einmal an, dass (fast) jeder ihn hat.

In diesem Blog-Beitrag soll es nun darum gehen, Tipps & Tricks aufzuzeigen, die einen davor bewahren, Sachen zu kaufen, die man doch eigentlich gar nicht so toll findet und gar nicht braucht. „Sachen“ in diesem Beitrag bezeichnet übrigens Kleidung, Schuhe, Accessoires, aber ihr könnt die Tipps gern auch erweitern und modifizieren.

Flirt oder Liebe

„Awww, genau das wollte ich schon immer haben!“

„Das brauche ich JETZT!“

„Das Kleid würde mir auf der Hochzeit von Melanie im nächsten Monat sicher gut stehen!“

Hat man das Teil dann erstmal gekauft, gefällt es einem zuhause dann doch nicht mehr so gut. Man zieht es vielleicht einmal an und dann hängt es im Schrank. Unbeachtet. Ungeliebt. Unbedeutend. Und Melanie? Die hat sich von ihrem Freund getrennt. Das dafür vorgesehene Kleid? Hat keine Bedeutung mehr.

Viele Dinge, die man kauft, sind Impulskäufe. Man sieht sie, man kauft sie, man trägt sie – nicht. Innerhalb von Millisekunden wird im Laden entschieden: „Das brauch ich, das kauf ich.“ Aber viele so gekaufte Sachen waren einfach nur unüberlegt, stehen einem nicht richtig, passen nicht (vielleicht, weil sie nicht einmal anprobiert wurden?) und kombinieren kann man sie schon gar nicht.

Impulskäufe braucht man nicht wirklich. Sie kommen aus dem Moment heraus, oft noch von der Angst getrieben, so etwas nie wieder zu so einem günstigen Preis (und in der Farbe!!!) zu finden. Da nimmt man es doch lieber mit, bevor man die Gelegenheit verpasst. Merke: Man sollte nie, nie, NIE aus Angst etwas tun, wenn es sich vermeiden lässt. Unglücklicher Weise agiert der Mensch (Achtung, es wird philosophisch!) entweder aus Angst oder aus Liebe. Deshalb sollten alle Käufe von Kleidung aus Liebe geschehen. Erfüllt euch das Teil, das ihr kaufen wollt, mit Liebe? Oder ist es nur ein Flirt? (Dieser Spruch wurde frei übernommen aus unserem Minimalismus-Thread im Kleiderkreisel-Forum.)

Die Wunschliste

Sollte euch ein Teil so gut gefallen, dass ihr es am Abend nach dem Shopping noch nicht vergessen habt (ansonsten hat es sich ja eh erledigt), dann schreibt es auf eine Wunschliste. Hier könnt ihr alle Sachen sammeln, denen ihr als Impulskauf erfolgreich widerstanden habt. Lasst einige Tage ins Land gehen. Wir empfehlen 30 Tage. Schaut danach noch einmal auf die Liste. Sind die Dinge noch immer wichtig? Wollt ihr sie noch immer wirklich kaufen? Tatsächlich Geld dafür investieren?! Dann los, es scheint ja wirklich was total tolles zu sein :)

Sollte das Teil dann nicht mehr da sein, dann seid nicht traurig. Ihr habt nichts verloren. Das gesparte Geld könnt ihr für einen anderen Wunsch ausgeben oder ihr kauft etwas, das ihr tatsächlich braucht.

Die „Brauchen“-Liste

In den unterschiedlichsten Situationen fallen einem die wichtigsten Dinge ein, meistens dann, wenn man sich nichts notieren kann. Zum Beispiel in der Dusche. Trotzdem sollte man versuchen, Dinge zu notieren, die man wirklich kaufen möchte. Legt euch eine Liste an (im Handy, in einem Notizbuch, auf der Handfläche) und nehmt sie beim nächsten Shopping-Trip mit.

Tatsächlich ist es viel schwieriger, mit einer Liste von Dingen, die man wirklich braucht, shoppen zu gehen. Auf magische Weise werdet ihr nämlich genau mit diesen Dingen Probleme haben, sie zu finden. Zumindest geht es mir so, wenn ich eine Hose brauche oder bequeme Schuhe. Da könnte ich mich totsuchen… Allerdings hält einen das Suchen der Dinge, die man wirklich braucht, davon ab, den Fokus zu sehr auf andere Dinge zu legen, die man ja auch kaufen könnte (obwohl man sie gar nicht wirklich braucht, sonst stünden sie ja auf der Liste).

Wichtig ist nur, sich durch die eventuellen Depression, nicht alles von der Brauchen-Liste zu bekommen, dazu verleiten zu lassen, sinnlose Ersatzläufe zu tätigen. Nein, das wollen wir nicht! Und brauchen tun wir es schon gar nicht! ;)

Inventar

„Genau das Teil brauche ich noch!“

„Das fehlt mir im Kleiderschrank!“

„Das würde total gut zu meinen grünen Turnschuhen aussehen!“

Nach dem Kauf des neuen T-Shirts merkt man dann zuhause, dass man genau so eins schon im Schrank hängen hat. Und grüne Turnschuhe? Hat man nie besessen. Und die Farbe steht einem sowieso nicht.

Bei einem sehr großen Kleiderschrank kann man schnell den Überblick verlieren, was sich darin befindet. Und auch eine kleine Kollektion von Kleidung kann man schnell mal vergessen, wenn man ein scheinbar neues Lieblingsteil im Laden hängen sieht.

Will man doppelte Käufe vermeiden, empfehlen wir hier eine Inventur der eigenen Kleidung. Was besitzt man eigentlich? Wie viele Hosen in welchen Farben habe ich? Passt das neue Teil zu denen, die ich schon habe?

Möglichkeiten zur Inventur:

  • alle Kleidungsstücke notieren und beschreiben
  • Bilder machen und taggen
  • auf Pinterest eine private Pinnwand machen und alle Sachen dort hochladen
  • auf dem Handy einen Ordner mit den Bildern aufbewahren

Mir persönlich gefällt die Pinterest-Variante am besten. Natürlich könnt ihr auch etwas anderes ausprobieren, Hauptsache ihr habt Zugriff auf euer Inventar, wenn ihr shoppen seid ;-)

Generell kann man auch sparen, wenn man wenige, qualitativ hochwertige Basics kauft und diese mit verschiedenen Accessoires, schönen Tüchern oder Ketten unterschiedlich gestaltet. So hat man weniger im Schrank und hat trotzdem ganz viele verschiedene Kombinationsmöglichkeiten.

Farben

Das Thema Farben steht in direkter Beziehung zu eurem Inventar. Achtet beim Kauf von neuen Teilen darauf, dass sie in euer „Farbschema“ passen, also dass ihr die Sachen möglichst gut mit euren bisherigen Sachen kombinieren könnt. Tragt ihr eher warme Töne wie weinrot, dunkelgrün, braun oder orange, könnte ein Teil in neonpink schwer kombinierbar sein.

(Natürlich ist es etwas anderes, wenn ihr etwas für eine Mottoparty benötigt, allerdings ist es nicht gerade sehr minimalistisch, Teile zu kaufen, die man nur zu einem Event anziehen kann. Für eine Mottoparty kann man oft auch aus bestehenden Sachen oder gut kombinierbaren Teilen ein Outfit zusammenstellen.)

Liz hat zum Thema Farben kombinieren (im Kontext der Stilfindung) schon einen Blog-Post geschrieben. Hier könnt ihr ihn lesen.

Qualität

Klar, ein wichtiger Punkt beim minimalistischen Shoppen ist der Gedanke, nicht 5 neue T-Shirts zu kaufen, die jeweils 2 Monate halten, sondern ein T-Shirt, das locker mehr als 10 Monate überstehen kann. Und Qualität zu kaufen kann heutzutage wirklich schwierig sein.

T-Shirts zu finden, die nicht in der Farbe ausbleichen, sich an den Nähten nicht verziehen, deren Nähte nicht aufdröseln, die ihre Form behalten – und dann auch noch zeitlos schick sind, ist wirklich eine herkuleische Aufgabe. Genau vor diesem Problem stehe ich nämlich – mit dem zusätzlichen, wichtigen Punkt, dass die T-Shirts nicht nach einem halben Tag stinken sollen (nur weil man mal ein bisschen geschwitzt hat).

Kann man nicht einfach das teuerste T-Shirt nehmen, was einem in die Finger kommt? Nein, leider nicht. Mit dem Wissen, dass viele Marken ihre Kleidung in den gleichen Fabriken herstellen lassen, wie die Hersteller von 1,99 €-T-Shirts, kann man sich darauf nicht mehr verlassen, dass teuer gleich gut ist. Das erschwert den Auswahlprozess leider sehr, bedeutet aber auch, dass gute Qualität auch günstig zu bekommen sein kann.

In diesem Beitrag im Blog into-mind.com wird sehr schön beschrieben, wie man die Qualität von Stoffen und Nähten bei Kleidungsstücken bestimmen kann. Ausführlichere Informationen gibt es in weiteren Blog-Posts der Bloggerin.

Nach sehr langer Suche nach guten T-Shirts lautet mein Fazit, dass man eine große Portion Glück haben und manchmal Zufall walten lassen muss, um wirklich qualitativ hochwertige Kleidungsstücke zu bekommen.

Minimalistisch shoppen – geht das?

Mit diesem Beitrag möchten wir euch zeigen, dass man als Minimalistin keine Konsumverweigerin sein muss, wenn man das nicht möchte. Man muss auch nicht auf Sachen verzichten, die einem gefallen und in die man sich verliebt hat.

Erst kürzlich habe ich mir über Kleiderkreisel zwei absolute Traumpaare an Schuhen gekauft und bin super glücklich mit diesen Käufen! :) Ich habe eine Wunschliste mit vielen, vielen Dingen drauf und ich habe auch ein großes Pinterest-Board, wo ich alles draufpinne, was mir Style-technisch gefällt.

Meine mehr oder weniger minimalistischen Wünsche auf Pinterest

Ich liebe Mode, ich liebe abgefahrene Designs und ich liebe es, einen aufgeräumten Kleiderschrank zu besitzen, in dem (fast) nur Lieblingsteile von mir sind. Außerdem interessiere ich mich für fair hergestellte Kleidung und versuche, meine Neuanschaffungen entweder Fairtrade oder Second Hand zu bekommen.

Tja, und Fehlkäufe bleiben auch bei mir nicht aus, so schade ich es finde. Anfang des Jahres gab ich sehr viel Geld für einen (scheinbar hochwertigen) Trenchcoat aus, der dann leider bald kaputt ging. Zum Glück konnte ich ihn reklamieren und bekam mein Geld zurück, aber nicht immer hat man diese Möglichkeit – und es ist auch wirklich nervig, seinem Geld hinterherzurennen.

Deshalb noch ein Pro-Minimalistenfreun.de-Tipp zum Schluss:

Denkt bei jeder Neuanschaffung daran, ob ihr das Teil wirklich wollt. „Wirklich wollen“ bedeutet in diesem Fall auch: Habt ihr tatsächlich Zeit und Lust, den Artikel wieder in den Laden zurückzubringen, umzutauschen, das Geld zurückzuverlangen, das Teil irgendwo hochzuladen, Bilder zu machen, ihn an jemanden weiterzuverkaufen, aufs Geld zu warten, zu verschicken, Ärger mit dem Käufer zu haben…

Ist euch das Teil diesen (möglichen) Aufwand wirklich wert?

Veröffentlicht von

Mein Name ist Dori und ich bin mitten in meinen goldenen Zwanzigern ;) Meine Zeit vertreibe ich mir – nach 5 Jahren Studium in Dresden und Merseburg – mit arbeiten und leben in Frankfurt am Main. Ich schreibe und lese sehr, sehr gern und bin seit etwa 3 Jahren dabei, einen minimalistischen Lebensstil zu kultivieren. Was das ganz genau heißt, möchte ich euch in meinen Posts hier auf www.minimalistenfreun.de gern näher erläutern. Ich beschäftige mich sehr gern mit Design und Sprache, lese gern Blogs zum Thema Architektur und Innendesign/Interieur, außerdem koche ich leidenschaftlich gern – backen ist auch okay ;) Ich liebe es, zu improvisieren und leckere Sachen zu kochen. Am liebsten habe ich dann auch Besuch und bin gern die Gastgeberin einer kunterbunten Runde von lieben Menschen. Eins meiner viel zu wenig ausgeübten Hobbies ist das Nähen – denn Kleidung und Mode ist für mich ein sehr wichtiges Thema, um sich selbst auszudrücken. Ich setze mich gern damit auseinander, meinen Stil zu definieren und ihn mit Kleidung zu verstärken. Dabei möchte ich Wert darauf legen, dass die Sachen, die ich trage, fair produziert wurden und eine hervorragende Qualität haben. In meinen Blog-Posts wird es unter anderem auch um meine Challenge für 2014 gehen, nur Kleidung, Schuhe und Accessoires aus Second Hand und/oder fairer Produktion zu kaufen! :)

2 Kommentare

  1. Toller Artikel! Qualität ist wirklich wichtig, denn wer billig kauft, spart am Ende gar nichts.
    Im Laden immer die Nähte kontrollieren erspart bei Kleidung einiges an Ärger ;)

    Antworten

  2. Neuerwerbungen hängen sichtbar an meinem Kleiderschrank. Abends erfreue ich mich am tollen Stück, auf das ich gespart und gegeiert habe. Morgens wache ich auf und freue mich an meiner Neuerwerbung. Zugleich geht das Verlangen, weitere Kleidungsstücke zu kaufen, drastisch zurück.
    Schlussverkauf ist dann gut, wenn die Preise tatsächlich heruntergesetzt sind und die Sachen ohnehin die „alten Bestände“ ergänzen. Mit der Ersparnis bleibt Geld für andere Dinge übrig.

    Antworten

Schreibe einen Kommentar

Pflichtfelder sind mit * markiert.