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Haare minimalisiert – Meine 3 Erkenntnisse

Ich habe meine Haare minimalisiert, also: geschnitten. Das ist erstmal nichts ungewöhnliches, selbst für mich nicht. Doch was danach passierte und was ich für Lehren aus dieser Aktion gezogen habe und wie man sie auf den Minimalismus übertragen kann, möchte ich euch erzählen.

Es war eigentlich ein Samstag wie jede Woche. Außer dass mein Freund auf einer Dienstreise war, ich zu allem Unglück Donnerstag Abend „Germany’s Next Topmodel“ mit dem großen Umstyling im Fernsehen gesehen hatte und mich schon seit einigen Tagen der Gedanke umtrieb, meine Haare noch kürzer als kurz zu schneiden.

Die (jüngste) Geschichte einer Kurzhaarfrisur

Ich habe in meinem Leben öfter kurze als lange Haare getragen  und ich habe sie mir schon oft selber geschnitten – einfach weil ich es wollte. In der jüngsten Vergangenheit (ca. 2,5 Jahre früher) trug ich lange Haare, die mir bis zur Brust reichten (Bild links). Irgendwann nervten sie mich nur noch. Also weg mit dem ganzen Gewuschel und her mit der schicken Kurzhaarfrisur (Bild rechts)!

haare minimalisiert

Mit einigen Variationen trug ich diesen Haarschnitt für die letzten 2,5 Jahre – mal kürzer an den Seiten, mal länger – doch immer mit ausreichend Länge im oberen Bereich.

Bis zu diesem besagten Samstag Morgen: Inspiriert und voller Tatendrang wurde ein Kurzhaarschnitt mit 2 cm Länge draus.

Was ich daraus gelernt habe

Sofort nach meiner Aktion wurde mir bewusst, was ich getan hatte und ich weinte ein bisschen, während ich das fremde Spiegelbild gleichzeitig anlachte. Ich konnte mich so gar nicht an den neuen Look gewöhnen und war sehr wütend auf mich, dass ich diese unüberlegte Tat begangen hatte. „Das wächst doch wieder nach“, schoss es mir durch den Kopf. Doch so sehr ich diese Worte der einen GNTM-Kandidatin am Donnerstagabend noch entgegengerufen hatte, so wenig schlugen sie nun bei mir an.

Trotzdem hatte ich einige Erkenntnisse, die man von dieser Situation auf sämtliche Minimalismus-basierten Entscheidungen auslegen kann. Wenn es um Situationen geht, in denen ihr etwas tut, was euch zuerst komisch, kurios oder unpassend erscheint (z. B. alle eure unnötigen Sachen verschenken oder eine Capsule Wardrobe tragen), dann helfen euch diese Erkenntnisse über die ersten Tage der „schweren Zeit“.

1. Geduld ist die Mutter…

… der Porzellankiste – oder wie ging das gleich nochmal? Jedenfalls ist es nun einige Tage her, seit ich meine Haare minimalisiert habe. Und so langsam erkenne ich das Gesicht im Spiegel wieder. Ich gewöhne mich an mein neues Aussehen und finde es nicht mehr sooo sehr radikal, was ich da gemacht habe. Ich weiß, dass ich auch bei meiner vorherigen Typveränderung (von lang auf wuschelkurz) etwa 1-2 Wochen gebraucht hatte, um mich daran zu gewöhnen. Man braucht Geduld mit sich selbst. Es ist alles nicht so schlimm wie man kurz danach denkt.

Man minimalisiert Haare, Dinge, Krempel, Menschen, Erinnerungen, Gewohnheiten. Erst erscheint einem der Kleiderschrank oder die Wohnung leer. Oder der Daumen sucht auf dem Smartphone verzweifelt das Icon des sozialen Netzwerkes, von dem ihr euch abgemeldet habt. Ihr möchtet vielleicht als Kompensation schnell-schnell etwas kaufen und euch damit beruhigen. Vielleicht möchtet ihr euren Account reaktivieren. Wartet kurz! Augen schließen. Einatmen – ausatmen. Augen auf. Sacken lassen. Dran gewöhnen. Alles ist gut!

2. Profitiere von der Ignoranz der Anderen

Was werden die Leute auf der Straße sagen, wenn sie mich sehen? Wie werden sie schauen, werden sie lachen? Wirke ich noch attraktiv und weiblich? Was werden meine Arbeitskollegen sagen? Muss ich mich verteidigen? Werden böse Worte fallen? Und was werden meine Freunde dazu sagen? Oder die Bekannten? Und, und und… – Mein Freund durfte sich Sonntagabend die geballte Ladung an „Was wird passieren, wenn…“ anhören, die mir durch den Kopf ging. Er beruhigte mich und sagte, dass das alles nicht so schlimm werden würde, wie ich es mir ausmalte.

Er sollte recht behalten. Fremde Menschen kannten mich nicht anders als mit der neuen Kurzhaarfrisur, demzufolge konnten sie auch nichts dazu sagen. Von meinen Arbeitskollegen sprachen mich weniger an als gedacht. Einige guckten zwar, aber viele schienen die Veränderung gar nicht wirklich bemerkt zu haben. Und das ist das schöne an der Ignoranz der Anderen – keinen juckt es, ob man plötzlich kurze, gelockte oder grüne Haare hat. Und ob ich jetzt jeden Tag das gleiche Outfit trage (das mache ich meist eine Woche lang, sofern die Sachen nicht dreckig sind) oder jeden Tag eine andere Farbe, bemerken die anderen gar nicht. Die gesunde Ignoranz, sich nicht mit allen Einzelheiten seiner Umwelt zu beschäftigen (= selektive Ignoranz), bei sich und bei anderen zu entdecken, ist eine unfassbare Erleichterung! Die Selbstwahrnehmung ist stets um ein vielfaches größer als die Wahrnehmung, wie man von anderen gesehen wird. Ja, niemanden interessiert es, dass du eine neue Frisur und deine Haare minimalisiert hast! Herrlich, oder? ;)

3. Haare minimalisiert – Wohnung leer

Zugegeben, das klingt etwas radikal, doch was meine ich damit? Nachdem ich meine Haare minimalisiert hatte, befand ich mich zwar erstmal in einer Schockstarre, was ich denn da gemacht habe, doch kurz danach wurden Energien freigesetzt und ich hatte richtig Lust, meine Wohnung aufzuräumen und Sachen zu entrümpeln. Im Angesicht des bald bevorstehenden Umzuges multiplizierten sich diese Energien und ich sortierte noch etwas Kleidung aus, wurde einige ungenutzte Küchenutensilien los und auch einige Bücher wurden in eine Kiste zum Spenden gepackt.

Was auch immer du minimalisierst – nimm die positive Energie mit, die du dadurch bekommst. Bleibe im Flow und mach weiter – sortiere eine Schublade, wirf einen alten Planer oder ein Notizbuch weg, lösche alle Dateien auf deiner Festplatte! Du bist nämlich ziemlich cool, wenn du minimalisierst! ;)

Veröffentlicht von

Mein Name ist Dori und ich bin mitten in meinen goldenen Zwanzigern ;) Meine Zeit vertreibe ich mir – nach 5 Jahren Studium in Dresden und Merseburg – mit arbeiten und leben in Frankfurt am Main. Ich schreibe und lese sehr, sehr gern und bin seit etwa 3 Jahren dabei, einen minimalistischen Lebensstil zu kultivieren. Was das ganz genau heißt, möchte ich euch in meinen Posts hier auf www.minimalistenfreun.de gern näher erläutern. Ich beschäftige mich sehr gern mit Design und Sprache, lese gern Blogs zum Thema Architektur und Innendesign/Interieur, außerdem koche ich leidenschaftlich gern – backen ist auch okay ;) Ich liebe es, zu improvisieren und leckere Sachen zu kochen. Am liebsten habe ich dann auch Besuch und bin gern die Gastgeberin einer kunterbunten Runde von lieben Menschen. Eins meiner viel zu wenig ausgeübten Hobbies ist das Nähen – denn Kleidung und Mode ist für mich ein sehr wichtiges Thema, um sich selbst auszudrücken. Ich setze mich gern damit auseinander, meinen Stil zu definieren und ihn mit Kleidung zu verstärken. Dabei möchte ich Wert darauf legen, dass die Sachen, die ich trage, fair produziert wurden und eine hervorragende Qualität haben. In meinen Blog-Posts wird es unter anderem auch um meine Challenge für 2014 gehen, nur Kleidung, Schuhe und Accessoires aus Second Hand und/oder fairer Produktion zu kaufen! :)

5 Kommentare

  1. Liebe Dori,

    nein, Dein Umfeld ist alles andere als ignorant. Und blind sind „wir“ auch nicht ;).
    Ich kann jetzt nur von mir sprechen -> Auch ich habe das Umstyling bei GNTM gesehen und – wie jedes Mal ist es immer ein kleiner Schock. Was sich manche Menschen antun für eine eventuelle Karriere. Kim heißt sie glaube ich, die vorher so wundervolle schöne, gepflegte gesunde ultralange Haare hatte und nun meiner Meinung nach völlig verstümmelt aussieht. Tja, Haare haben doch eine sehr große Wirkung. Ich habe gehofft, sie geht und bleibt sich treu. Nun sieht sie sehr (sehr seeeehr) burschikos aus und alles Zauberhafte, was sie ausgemacht hat, ist mit ihren Haaren verschwunden. Sie sah vorher so zierlich und feenhaft aus, nun sieht man ihre schlacksigen Schultern, den sehr breiten Hals *was mir alles auffällt ;)* und ihre männlichen Gesichtszüge. Nichts mehr, was sie herausragend schön macht, so wie vorher.

    Im Leben muss man experimentieren, wenn man älter wird, hat man viele schon probiert. Auch ich hatte die Haare schon als Igelschnitt, auch mal von sehr lang direkt kurz abgeschnitten… aber ich habe es immer bereut. Man (also ich) hat dann mit den Haaren dann nur noch mehr Ärger. Man muss sie in Form fönen, braucht eine Menge Spray usw., dass auch alles annähernd an Ort und Stelle bleibt und sobald ich das Haus verlasse *wusch* seh ich aus wie ein Mob, da meine Haare ein Eigenleben führen und sich nicht von mir in eine Richtung diktieren lassen möchten. Außerdem muss man immer pünktlich nachschneiden lassen (und Friseure waren noch nie mein Freund, da es beim Nachschneiden nie wieder so wurde wie gewünscht)…

    Ich mochte Deine Haare vor deiner Radikalbehandlung lieber, noch lieber ganz lang (auch wenn ich sie nicht gekannt habe). Das sage ich Dir jetzt aber nur so direkt, weil Dein Post ja sehr provokant und trotzig ist und sich auch scheinbar sonst keiner traut, hier etwas zu kommentieren ;). Und ich möchte keinesfalls, dass Du denkst, dass sich keiner für dich interessiert :)!

    Warum habe ich Dich nicht direkt drauf angesprochen? Sorry, ich war schockiert. *haha*. Aber es ist ja Dein Leben, jeder kann tun und lassen und rumlaufen, wie er möchte – da steht anderen überhaupt kein Urteil zu. Und es ist Geschmackssache. Was hätte ich zu Dir sagen sollen? „Ooooh neiiiin soooooooo kurz“? Und dann wegdackeln? Weil -> mehr hätte ich nicht dazu sagen können. Und für höfliche Floskeln bin ich nicht der Typ. Ich könnte mir auch kein „super, sieht daaas schön aus“ abringen, wenn ich es nicht so meinen würde.

    Es ist schön, wenn Du ins Büro kommst und mit Deiner fröhlichen und gut gelaunten Art gute Stimmung verbreitest. Ich könnte Dir eine Mütze häkeln, bis sie wieder etwas länger sind, deine Haare ;).

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    • Liebe Kollegin,

      vielen lieben Dank für deinen Kommentar! Ich freue mich sehr, dass auch einige meiner Arbeitskollegen hier auf unserem Blog vorbeischauen. Da wird einem sehr bewusst, dass man auch für Leute schreibt, die man kennt.
      Natürlich ist mein Blogpost etwas provokativ und klingt vielleicht auch etwas trotzig. Blogbeiträge mit einer Meinung finde ich persönlich immer sehr erfrischend und so versuche ich das auch. Dabei wollte ich gar nicht trotzig rüberkommen, was sicher meiner zu dem Zeitpunkt noch bestehenden Trauer um meine Haare zu Lasten gelegt werden muss. Nach nunmehr zwei Wochen geht es mir mit den sehr kurzen Haaren besser – vor allem, weil ich sehe, dass sie sehr zügig wachsen.
      Auch wenn ich meine Haare nun wieder etwas wuscheliger wachsen lassen werde, freue ich mich, dass ich das Experiment probiert habe. Man kann ja nicht wissen, ob man es an einem selber mag, wenn man es nicht probiert. Tja, mir gefällt es nicht ganz so gut. Deshalb stecke ich natürlich den Kopf nicht in den Sand, sondern erfreue mich daran, dass sie wirklich sehr, sehr leicht zu pflegen sind. Und als ich am Wochenende „auf dem Bau“ mitgeholfen habe, war abends der Baustaub flugs rausgewaschen ;)

      Ich denke, meine Haare sind nachgewachsen, bis die Mütze fertig gehäkelt ist, aber ich danke dir sehr für das Angebot! ;) Wenn es sich ergibt können wir auch gern nochmal persönlich über GNTM quatschen, weil ich zu Kims Umstyling nämlich genau die andere Meinung vertrete ;)

      Viele Grüße
      von deiner minimalistischen Kollegin

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  2. Liebe Dori, ich hatte auch schon beides – streichholzkurz und lang. Ich finde übrigens dir steht beides – und das schöne an der Vielfalt von uns Menschen ist doch auch, dass Geschmäcker unterschiedlich sind! Es gibt immer welche, die es mögen und welche, die es anders schöner fanden. Letzten Endes ist es deine Entscheidung und du musst dir gefallen! Die anderen gewöhnen sich bald daran und sie wachsen ja auch wieder, wenn du es zulässt ;-)

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  3. Hallo Dori,
    Ich kann leider, anders als Deine nette Kollegin, kein gutes Urteil abgeben, da ich Dich nicht in natura gesehen habe. Auf den ersten Blick gefiel mir das erste Bild am besten. Ich kann mir vorstellen, dass eine lange Mähne doch schwer zu zähmen ist. Vielleicht hilft da ein etwas kürzerer Stufenschnitt?
    Entscheidend ist sicher, wie Du Dich am besten fühlst, das setzt sich vielleicht am längsten durch.
    Einfach ist das Thema Frauen und Frisur nicht, ich jedenfalls mag mich lieber ohne Pony. Aber da meine Stirn sehr hoch ist, ist der Pony optisch vorteilhafter. Sonst mag ich die Haare mittellang, am liebsten hochgesteckt, seltener offen, obwohl viele die offene Haare mit Pony am besten finden.
    Ich hatte viele Jahre lang auch einen Kurzhaarschnitt, das fand ich schön minimalistisch. Optimal war sie wahrscheinlich nicht für meine Gesichtsform, da sieht die Fürstin Charlene von Monaco schon besser aus als ich damals.
    Also richtig bleibt vor allem ein Satz: wichtiger ist, was man im Kopf hat als was auf dem Kopf ist.
    Viele Grüße,
    Diana

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  4. Und noch eine andere Meinung: ich finde die raspelkurzen Haare toll – die Frisur steht Dir sehr gut. Die langen Haare (finde ich) stehen Dir nicht so.
    Im Endeffekt kommt es aber nur darauf an, womit DU Dich am besten fühlst ;-)
    Dennoch: Glückwunsch zum radikalen Schnitt, sieht super aus.
    Und danke für den interessanten Blog, in dem ich jetzt mal schmökern gehe :-)

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