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Buchvorstellung: „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“

Da dieser Blog nicht nur unterhalten, sondern auch aktiv Hilfestellung beim Minimalisieren leisten soll, möchten wir euch in der Rubrik „Ressourcen“ in (un)regelmäßigen Abständen Bücher, Blogs und Websiten vorstellen, die sich mit dem Thema Minimalismus und allem, was so dazugehört, beschäftigen.1.

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Karen Kingstons Buch „Feng Shui gegen das Gerümpel des Alltags“ (rororo, 2009) ist fast schon so etwas wie ein Klassiker der Ausmistliteratur, der einem häufig empfohlen wird, wenn man sich mit dem Thema Ausmisten beschäftigt.

Worum gehts?

Die Autorin setzt sich, angeregt durch ihre langjährige Tätigkeit als Feng Shui-Beraterin, u.a. damit auseinander, was Gerümpel ist, wo es eigentlich herkommt und welchen Einfluss es auf unser Leben haben kann. Dabei geht sie von der Annahme aus, dass Gerümpel jedweder Art den Energiefluss in Wohnräumen behindert und so die Lebensqualität beeinträchtigt. Ausmisten kann daher helfen, diese Energieströme wieder ins Fließen zu bringen. Gleichzeitig wird durch das Ordnen des Wohnraumes (die „äußere Welt“) auch die „innere Welt“ (also die Psyche) in Ordnung gebracht.

Was habe ich mitgenommen?

~ Eine nützliche Defition von Gerümpel:

Gerümpel ist alles, was
1) nicht geliebt oder gebraucht wird
2) unordentlich oder schlecht organisiert ist (also Dinge, die keinen bestimmten Platz haben oder von diesem entfernt sind)
3) auf zu engem Raum zusammengequetscht ist (= zu viel Kram auf zu wenig Platz)
4) nicht zu Ende gebracht wurde (das gilt v. a. auf einer psychischen Ebene, also z. B. nicht zu Ende gebrachte Projekte, emotionaler Ballast usw.)

~ Eine Liste von Dingen, die Gerümpel sein können:

1) Dinge, die man nicht mehr gebraucht (weil sie ungeliebt oder kaputt sind)
2) ungeliebte Geschenke
3) Dinge, die man nicht mag
4) Dinge, die man doppelt besitzt
5) Erbstücke, die einem nicht wichtig sind
6) Schachteln

~ Einige Überlegungen dazu, wie Gerümpel uns negativ beeinflussen kann:

1) Gerümpel kann lethargisch und müde machen und die Lebensfreude trüben, weil, so Kingston, die Energie ins Stocken gerät. Mistet man aus, kann sie wieder fließen und man fühlt sich gleich viel energetischer. Das gilt übrigens auch für „mentalen“ Krempel, also z. B. für emotionalen Ballast, den man mit sich herumschleppt.
2) Krempel hält einen in der Vergangenheit fest, weil man ständig an seine (schon lange bestehenden) Probleme erinnert wird.
3) Gerümpel verwirrt einen und lässt einen zaudern, weil die Aufmerksamkeit an zu vielen Stellen gefangen ist und Entscheidungen schwerfallen.
4) Gerümpel erhöht den Putzaufwand und kostet Geld, weil es ja irgendwo gelagert werden muss.

~ Gründe, warum man Krempel aufheben möchte:

1) „Nur für den Fall“: Man hebt Dinge auf, weil man denkt, dass man sie irgendwann nochmal brauchen könnte (was meistens nicht passiert).
2) Identität: Häufig betrifft das Erinnerungsstücke, die darüber Auskunft geben, wie wir zu der Person wurden, die wir heute sind. Sie loszulassen ist oft schwer, kann aber dadurch erleichtert werden, dass man ein gutes „neues Zuhause“ für sie findet.
3) Status: Dinge aus Statusgründen zu besitzen, dient oft dazu, das eigene Selbstwertgefühl aufzubessern. Diesem Problem sollte man sich aber besser auf anderer Ebene widmen.
4) Sicherheit: Besitz kann nur Sicherheit vorgaukeln, weil man immer noch mehr „braucht“; wahre Sicherheit kann nur aus der eigenen Identität heraus kommen.
5) Besitzansprüche: Der Besitz von Dingen macht scheinbar glücklich, weshalb man Besitzansprüche oft schwer aufgeben kann, selbst wenn einem der besagte Gegenstand wenig bedeutet.
6) Weitervererbte Krempelitis: Oft übernimmt man Verhaltensmuster wie das Aufheben von Krempel von den Eltern (v. a. aus Grund 1).
7) Mehr ist besser? Oft ist die „Mehr ist besser“-Mentalität eine Folge der Werbung, die Bedürfnisse in uns weckt, um ihre Produkte verkaufen zu können. Häufig brauchen wir die beworbenen Dinge gar nicht, weil ein Allzweckteil die gleichen Aufgaben erfüllen kann.
8) Geiz: Man möchte Dinge nicht loslassen, bevor man nicht den vollen finanziellen Wert aus ihnen gezogen hat.
9) Krempel hilft, Gefühle zu unterdrücken: Krempel hält beschäftigt und füllt den leeren Raum bzw. die Zeit, in der man sich sonst mit Gefühlen wie Einsamkeit oder Angst beschäftigen müsste.

~ Konkrete Tips zum Ausmisten:

1) Klein anfangen: Wenn man erst mal angefangen hat, auszumisten, setzt der Prozess viel Energie frei, die man für sich nutzen kann.
2) Jeder Zeitpunkt ist der richtige!
3) Eine Liste erstellen: Alle Bereiche, die unordentlich sind oder einen stören benennen und die besonders nervigen markieren. Mit diesen fängt man an.
4) Sich von kleinen unordentlichen Bereichen zu den großen Problemzonen vorarbeiten. Große Bereiche lassen sich in der Regel auch immer in kleinere Bereiche aufteilen.
5) Kisten einsetzen: Kisten für Müll, Reparatur, Wiederverwertung/Verkauf/Geschenk, Rückgabe, Übergang (für Dinge, die woanders ihren Platz haben) und Unentschiedenes bereitstellen.
6) Für jedes Teil sofort entscheiden, ob man es behalten oder entsorgen möchte.
7) Die Arbeit ist erst getan, wenn der Kram aus dem Haus ist. Dabei gibt es verschiedene Entsorgungsmethoden: Abfall/Recycling, Verschenken, Zurückgeben, Verkaufen, Tauschen, Reparieren, Ändern usw.

~ Den Krempel-Test:
Er beinhaltet drei wichtige Fragen:
1) Macht es mich glücklich, wenn ich an es denke oder es anschaue?
2) Liebe ich es aus vollem Herzen?
3) Ist es wirklich nützlich?
Unsere Erfahrungen zeigen, dass mindestens eine der Fragen mit „ja“ beantwortet werden sollte, sonst kann der Gegenstand entsorgt werden.

Außerdem behandelt Kingston noch verschiedene Orte, in denen sich Krempel ansammeln kann (z. B. Kruschtelschubladen, Kleiderschränke, …), gibt Anregungen für den Umgang mit Sammlungen, Papierkram und dem Kram anderer Leute und beschreibt, wie Krempel in verschiedenen Bereichen der Wohnung die im Feng Shui damit assoziierten Lebensbereiche beeinflussen kann.

Mir persönlich haben Kingstons Überlegungen zum Gerümpel und ihre Ausmisttipps am besten weitergeholfen. Ich fand vor allem ihre Gründe, warum man Kram aufbewahrt, überzeugend und konnte mich auch in einigen ihrer Beschreibungen wiederfinden.
Mit ihren eher „esoterischen“ Erklärungen zum Feng Shui (und – ein bischen merkwürdig – in einem späten Kapitel auch zur Darmreinigung) konnte ich hingegen eher weniger anfangen.

Wem nutzt das Buch?

Ich würde sagen, dass das Buch vor allem Anfängern beim Ausmisten nützt, u. a. wegen der sehr konkreten Tipps und Hinweise, wo sich Krempel verstecken kann. Außerdem dürfte es all diejenigen interessieren, die selbstreflektiert darüber nachdenken möchten, wo ihr eigener Krempel herkommt und was ihre persönlichen Motive bzw. Hintergründe beim Aufheben und Ausmisten sind. Und letztlich ist das Buch natürlich auch für alle Feng Shui-Interessierten relevant.

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1. Disclaimer: Die Ressourcen, die wir hier vorstellen, haben wir ausgewählt, weil wir sie selbst als nützlich empfinden und sie uns auf unserem Weg zum Minimalismus geholfen haben. Wir erhalten keinerlei Prozente aus Verkäufen oder sonstige Gewinnbeteiligung, z. B. über Werbeeinnahmen.

Dieser Artikel ist von Marie. Sie hat 2014 für die Minimalistenfreun.de geschrieben.

9 Kommentare

  1. Sehr interessant – ich hab’s noch nicht gelesen, aber werde es mir jetzt mal vorknöpfen. Gerade Schachteln(!!) sind bei mir die wohl größte Krempelquelle und -falle, die nur dazu verleitet, noch mehr zu horten.

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  2. Eines der wenigen Minimalismus-Bücher, das ich selbst gelesen – und für gut befunden! – habe. Es bietet einen sehr schönen Einstieg in das Thema und wer sich ein bisschen darauf einlässt, findet auch in den spirituellen Ansätzen der Autorin Sinn und Spaß :)

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  3. Ich dagegen war froh, dass ich es mir nicht gekauft, sondern nur ausgeliehen hatte: So einen hanebüchenen esoterischen Quatsch habe ich schon lange nicht mehr gelesen. Viele Gedanken mögen ja einleuchtend sein (z.B. die oben genannten), aber insgesamt fand ich das Buch für einen rational denkenden Menschen doch sehr schräg!

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  4. Ich habe es auch gelesen, fand es allerdings nicht überzeugend. Ich finde es gibt bessere Bücher zu diesem Thema.

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  5. Das Buch war für mich der Einstieg in ein minimalistisches Leben. Die sehr esoterischen Sachen konnte ich gut überlesen, es war genug Stimmiges drin, was mich zum Entrümpeln meiner Sachen motiviert hat. Das hat kein anderes der Bücher, die ich gelesen habe so vermocht.
    Erst gestern habe ich es nochmal durchgeblättert und ich werde es nun verschenken, ich habe kaum noch was zum Entrümpeln und diesen Rest schaffe ich auch ohne Buch.

    Einen Punkt in dem Buch spricht mich noch sehr an. Darin geht es darum, dass man in Räumen wo man sich trifft und viel aufhält, noch schöne Dekorationselemente aufbewahrt um das Chi, die Positive Energie, festzuhalten. Das spricht mich etwas mehr an als Räume komplett auf das Allernötigste zu reduzieren.
    Aber vielleicht bin ich dann ja auch einfach kein wirklicher Minimalist. ;)

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  6. Hey Vivian,
    den Punkt mit den ansprechenden Elementen im Raum, um die gute Energie festzuhalten, finde ich sehr schön :) Ich glaube, das ist es, was man in einem Zimmer dann auch als „wohnlich“ und „gemütlich“ empfindet.
    Bei uns Minimalistenfreunden geht es zum Glück nicht darum, so wenig wie möglich zu haben – da wären wir wohl alle keine richtigen Minimalisten ;) – sondern eher darum, eine „richtige Menge“ für einen persönlich zu finden :)

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  7. Das Buch ist einfach genial, ich liebe es! Kann es wirklich empfehlen, es hat bei mir eine wirkliche Veränderung im Leben gebracht, was ich über wenige Bücher sagen kann.

    lg
    Maria

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  8. … dieses Buch ist auch meine Empfehlung Nr. 1, wenn es um das Ausmisten und Reduzieren geht. Vor kurzem habe ich es Freunden geliehen und auch die waren sofort begeistert …

    Viele Grüße aus Berlin,
    Anja

    … und jetzt stöber` ich mal weiter in Euren Posts, es gefällt mir sehr auf Eurem Blog!

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